An einem Tag wie jeder andere

Mittwoch, 23.4.1969 21:00  ! Köhlersaal
21:00 An einem Tag wie jeder andere

Flyer Ferienprogramm 1967:

Drei Schwerverbrecher‚ die aus einem Zuchthaus ausgebrochen sind‚ suchen im Hause einer ihnen völlig fremden Familie Unterschlupf. Sie zwingen die Leute, ihren bisherigen Lebensgewohnheiten weiter nachzugehen und so zu tun, als ob nichts geschehen sei. Der Gangsterboß erwartet die Unterstützung einer Frau, die aber von der Polizei abgefangen wird.

William Wyler hat aus einem Roman, der ebenso gut nur ein spannander Reißer hätte werden können, eine psychologische Studie menschlicher Angst und Verzweiflung gemacht, die doch bei aller Verinnerlichung der höchsten dramatischen Spannung nicht entbehrt. Es ist das Drama des Aufeinanderprallens zweier verschiedener Welten: hier dreier flüchtiger Verbrecher, die mit rücksichtsloser Gewalt und seelischem Terror Unterschlupf in einem wohlsituierten Hausstand erzwingen — dort die Mitglieder dieser braven, gutbürgerlichen Familie, die das Verbrechen nur aus der Zeitung kennen und den brutalen ”Gästen” zunächst wehrlos ausgeliefert sind. Hervorzuheben ist hier die über weite Strecken gelungene Schilderung der Personen, die sich nicht nur flach auf das Äußere richtet, sondern auch die Tiefe der Seele berührt und somit das Bild von Menschen erst richtig entstehen läßt. Die dramatische Kraft bleibt bei all dieser Verinnerlichung auch äußerlich gewahrt; ja zuweilen schafft Wyler — und vor allem auch seine beiden Hauptdarsteller, Fredric March als Familienvater und Humphrey Bogart als Gangsterchef — eine atemberaubende Atmosphäre der Beklemmung und der fieberhaften Spannung, Den Film unterscheidet die Darstellung einer menschlichen Problematik von landläufigen Kriminalfilmen, die sich im Wettlauf gegen die Zeit erschöpfen, oder die die Anzahl der Kugeln im Revolver zählen.

Ein hervorragender Kriminalfilm, in dem menschliche Schwächen und menschliche Stärke in den Mittelpunkt gerückt sind. Vom Drehbuch, von der Regie und von der Darstellung her einer der gelungensten Filme seiner Art.

nach: ”Evangelischer Filmbeobachter 1956”
”Filmdienst 4792”