Der Aktionstag der Kommunalen Kinos 2005 beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Umstieg vom Stummfilm zum Tonfilm und ist im Besonderen sehr interesant, wenn man bedenkt, dass wir in einigen Jahren vor einer ähnlich weitgreifenden Umstellung von Analog-Bild auf Digital-Bild-Projektion stehen werden. Dies wird dem Zuschauer (also Dir) sicher nicht in der Weise auffallen wie damals der einsetzende Tonfilm. Doch für die Kinobetreiber und somit auch für den Filmkreis wird dies eine ähnlich spannende Zeit werden. Wir greifen, dieser Umstellung schon einmal vor und zeigen euch die Filme wie fast alle anderen kommunalen Kinos an dem Tag auch als DVD Projektion.
Weiterhin freut es uns, dass sich der Laurel & Hardy Fan Club Darmstadt bereit erklärt hat vor dem "Spuk um Mitternacht" eine kleine Einführung/Ansage zu halten. Man könnte den ganzen Abend somit auch als ultimativen Fan-Day bezeichen :)
Grußwort zum Aktionstag der Kommunalen Kinos 2005
Wer, wenn nicht die Kommunalen Kinos, könnten die wirklichen und legitimen Hüter der ästhetischen Vielfalt, der Lernprozesse und Sinneserfahrungen sein, auf die wir heute, einhundertundzehn Jahre nach der ersten öffentlichen Vorführung eines „Laufbilds“, zurückblicken und die wir unter dem etwas altmodisch gewordenen Begriff der „Kinematographie“ zusammenfassen? Glücklicherweise wissen sich die Aktivisten des kommunalen Kinokonzepts und ihr Publikum noch immer mit etlichen Kritikern im Bunde, die nicht zu Laufburschen der Konzerne geworden sind – und mit Filmhistorikern, die nicht nur in den Archiven herumhängen, sondern hellwach geblieben sind: für das Neue, für die Um- und Aufbrüche der Gegenwart und für die Veränderungen in unserer audiovisuellen Mediengalaxis. „Filmkultur“, diese stets bedrohte, doch auch ziemlich zähe Pflanze, lebt von der Zusammenarbeit aller, die Filme lieben und ihnen – auch jenseits des kommerziellen Mainstreams – zu sinnlicher Präsenz verhelfen.
Gewiss: Den Mainstream zu verachten, wäre dumm – er hat schließlich immer wieder wunderbare Filme hervorgebracht. Doch ökonomisch war er in der Geschichte des Kinos stets der große Kapitalist, der die Kärrnerarbeit waghalsiger Erfinder und Bastler, die Konzepte besessener Künstler und Visionäre vermarktet, aber auch brutal ausgebeutet hat. „Hast du Töne?“ – diese Frage wurde ja nicht erst aktuell, als der kinofähige Tonfilm mit seiner Lichttonspur um 1930 für die „Wertschöpfungskette“ des Gewerbes interessant wurde. Thomas Alva Edison hatte, mit seiner Tonwalze, schon Geräusche eingefangen, bevor er sich Gedanken darüber machte, wie diese „neuen Töne“ mit neuen, nämlich laufenden Bildern zu verbinden seien. Und mit Wachswalze, Grammophon und Schallplatte wurde von Beginn an versucht, den stummen Film zu einem sprechenden, womöglich singenden, jedenfalls geräuschvollen Ereignis zu machen.
Der „Medienumbruch“ vom Stumm- zum Tonfilm kündigte sich schon mit der Etablierung des Kinos als Massenmedium an. Und auch die digitalen Bild- und Tonzaubereien, die uns heute in die Event-Paradiese der großen Kinos locken (wollen), haben eine lange Vorgeschichte: Es sind die technischen Errungenschaften des analogen Filmtricks, die wir den großen und kleinen Werkstätten der Special effects-Industrie und ihrer nahezu unbegrenzten Fantasietätigkeit verdanken. In den Museen und Archiven lagert das Material und das (vielfach noch ungehobene) Wissen über diese gar nicht so lange, aber überaus facettenreiche Geschichte. Mit Hilfe der kommunalen Kinos kann dieses Wissen lebendig. anschaulich und, nicht zuletzt: hörbar werden.
Ich freue mich, den diesjährigen Aktionstag unserer Kommunalen Kinos beschirmen zu dürfen und wünsche ihm jenen Erfolg, den unsere Film- und Medienkultur braucht.
Klaus Kreimeier
(Schirmherr)