Licht meiner Augen

Mittwoch, 21.12.2005 20:45  ! Programmkino Rex
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Als alleinerziehende Mutter einer in die Pubertät kommenden Tochter in Eigenregie einen Tiefkühlkostladen zu betreiben, ist nicht die Lage, die eine Frau in ihren Vierzigern zu grenzenlosem Optimismus und überschäumender Lebensfreude veranlaßt. Aufgerieben zwischen den Sorgen um den verschuldeten Laden und die trotz Gewissensbissen notgedrungen vernachlässigte Tochter hat Maria nicht nur das Zutrauen zu sich selbst und der Möglichkeit eines gelingenden Lebens, sondern spätestens seit ihre eigene Mutter versucht, ihr das Sorgerecht aberkennen zu lassen, auch zum Rest der Menschheit verloren und dementsprechend nicht den Blick dafür, ein Hilfsangebot, das nicht eigennützig kalkuliert ist, auch als solches zu erkennen, geschweige denn den Menschen, der es macht, überhaupt als Person wahrzunehmen.
Antonio lebt aber auch ein Leben, das wie bei Maria gar nicht sein eigenes scheint, als gäbe es ihn gar nicht. Verschanzt in den Limousinen hinter deren Steuer er als Chauffeur wie in einem rollenden Schutzbunker durch ein feindlich wirkendes Rom rollt, ist er wie ein verirrter Außerirdischer und flüchtet sich sonst aus seiner vierrädrigen Untertasse in die Welten einfacher Science Fiction Hefte, in denen sein Alter Ego ebenso einsam die unendlichen Weiten durchstreift.
Eine gänzlich unkosmische Beinahekollision bringt beide Irrläufer aus ihren gewohnten Umlaufbahnen . Auch wenn Maria aus ihrem tiefsitzenden Mißtrauen heraus nichts anderes als unwirsche Zurückweisungen von sich geben kann, führt Antonios neuer Kurs ihn immer wieder an ihr vorbei und seine Weltentrücktheit lässt ihn zunächst auch mit stoischem Gleichmut hinnehmen, immer wieder verstoßen zu werden, bis er erfährt, in welcher Klemme Maria steckt. Er beschließt etwas zu unternehmen und kommt damit sozusagen wieder auf der Erde an, ohne jedoch Maria etwas davon wissen zu lassen. So hat er es bald mit höchst irdischen Dilemmata zu tun, während sie immer noch zwischen ihren Ängsten vor Abhängigkeit, uneingestandenem Selbstmitleid und verdrängten Sehnsüchten nicht freikommt.
Piccioni vermag es eine Geschichte zu erzählen, in der die Dinge ihre dem Zuschauer vertrauten menschlichen Maßstäbe behalten können und dadurch einen realistischen Blick auf das Leben nicht verstellen, ohne damit die Liebe zu seinen Figuren leugnen zu müssen oder die Dramatik seiner Erzählung unnatürlich zu dehnen und seine Darsteller schaffen es, der auch diesem Leben innewohnenden lyrischen Seite eine Wärme zu geben, für die sie auf dem Festival in Venedig zurecht beide ausgezeichnet wurden

„Bewegendes, aber nie sentimentales Portrait einsamer Großstadtnomaden in Rom, sorfältig und diskret inszeniert.“ (filmdienst)

„Unaufdringliches Gefühlskino über die Chance, eines Tages die Einsamkeit zu überwinden.“ (Cinema)

„Piccionis preisgekröntes, feinfühliges Beziehungsdrama zeigt die zögerliche Annäherung zweier verlorener Seelen.“ (epd film)

„Die Sicherheit der Inszenierung im Detail ist ebenso eine Stärke des Films wie die Genauigkeit, …eine ungeheure Anspannung, im Leben sesshaft zu werden und ein gegenüber zu finden.“ (filmdienst)

„Licht meiner Augen handelt von alltäglichen realistischen Gefühlen.“ (Cinema)

„Am Ende löst er das Versprechen seines Titels ein, womit der ungemein intensive Film ans Herz der Dinge rührt.“ (filmdienst)

MS