M.A.S.H.

Donnerstag, 23.4.1987 21:00  ! Audimax
21:00 M.A.S.H.

Programmheft SoSe 1993:

M.A.S.H. ist die Abkürzung für Mobile Army Surgidal Hospital - Feldlazarett. Drei amerikanische Ärzte (gespielt von Donald Sutherland, Elliot Gould und Tom Skerritt) unterminieren als eingefleischte Zivilisten Disziplin und Moral der Armee.

Robert Altmans umstrittener Film wurde in Cannes mit der Goldenen Palme für den besten Film ausgezeichnet: eine geistreiche Satire, in der der Zuschauer mit einem Feuerwerk an Gags eingedeckt wird. Und die neben Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben und Good morning, Vietnam wieder einmal beweist, daß man Antikriegsfilme am besten in Komödienform zustandebringt. Obwohl es wohl gerade der beißende Zynismus ist, der aus M.A.S.H. einen Kultfilm gemacht hat, der übrigens mit der bemerkenswerten Titelmusik „Suicide is painless“ beginnt.

Der Katholische Filmdienst zeterte in seiner Kritik: „Die Herren Ärzte leben eine Art verlängerte Studienzeit in Korea, mit allen Privilegien des College-Boys: Suff, Sport, Sex, Spiel. Dem Zuschauer vergehen bei vielen Gags Hören, Sehen und Denken. Ein Widerspruch herausfordernder Film“.


 

Programmheft SoSe 87:

44 Jahre war Altman, als er 1969 eigentlich begann, Filme seiner Wahl zu machen. Vorher hatte er 10 Jahre lang für TV-Serien gearbeitet, die streng schematisch aufgebaut sein mußten. Hier erlernte er sein Handwerk, wobei gleichzeitig in ihm das Bedürfnis entstand, gegen die einengenden Regeln zu verstoßen. Die (Kino-) Filme, die folgten, waren fast ausschließlich Regelverstöße, ironische Reflexe auf immer deutlichere Widersprüche und Brüche der Realität wie auf die phantastische Einseitigkeit eines bestimmten amerikanischen Kulturbetriebs. Die Show, zu der Krieg, Tod, Krankheit, Mord, Politik, Gangsterei und Erfolgsstreben um jeden Preis in den Medien gerieten, gewann bei Altman ihre absurde, nun doch wohl notwendige Dimension hinzu.

M*A*S*H bezeichnet die Abkürzung für Mobile Army Surgidal Hospital (fahrbares Armeelazarett), heißt als Wort für sich aber auch Mischung oder zerquetschen. In der Tat wird in einer Mischung aller denkbaren Widersprüche in einem Armeehospital drei Meilen vor der koreanischen Front farcenhaft zerquetscht, was nur geht.

Da haben dienstverpflichtete Ärzte den Auftrag, wieder zusammenzuflicken, was andere Dienstverpflichtete unter demselben Auftrag kaputt machen mußten: Menschen. Alles gerät bei dieser Schlachterarbeit aus den Fugen, die militärische Ordnung, die Umgangsmoral, die Sprache. Die drei dienstverpflichteten Ärzte drehen alles um, sie flicken und heilen zwar, aber im Jux; sie sind Soldaten, haben aber nichts im Sinn mit den Regeln der US-Army; sie schäkern, feixen, bekehren auch andere zu ihrem fröhlichen Anarchismus und tun so, als wären sie auf einem College zu Übungszwecken, im Spiel.

Die Hospital-Operations-Show ist natürlich zynisch. Die Frage bleibt, wo der Ursprung des Zynismus angesetzt werden muß, bei den juxenden Show-Ärzten oder dem Autor des Films, oder bei denjenigen, die junge Amerikaner in den Krieg nach Korea schicken und gleichzeitig junge Ärzte zum Flicken der Kriegsverletzten dienstverpflichten.
(nach Heinz Ungureit in: New Hollywood)