Der Duft der grünen Papaya

Dienstag, 14.2.1995 20:00 Audimax
20:00 Der Duft der grünen Papaya

Programmheft Ferien 1995:

Ein ruhiger, detailverliebter Film aus Vietnam, einem Land, aus dem nur selten Filme den Weg nach West-Europa finden, lief 1994 in Cannes beim Festival, setzte die internationale Filmwelt in Erstaunen und Begeisterung und wurde mit der Goldenen Kamera (nicht zu verwechseln mit der Goldenen Palme) ausgezeichnet.

Erzählt wird die Geschichte von Mui, die schon als kleines Mädchen in den Haushalt einer bürgerlichen Tuchhändlerfamilie in Saigon kommt, von der älteren Dienerin Thi mit ihren Aufgaben vertraut gemacht und in die Geheimnisse der Küche und des Kochens eingewiesen wird. Als die Familie nach und nach auseinanderbricht muß auch Mui in einen anderen Haushalt zu einem reichen Junggesellen wechseln.

„Seit altersher werden vietnamesische Frauen dazu erzogen, zu dienen. Als Mädchen den Eltern, als Ehefrau dem Mann, als Mutter dem Sohn. Anh Hung Tran, der mit seiner Familie 1975 nach dem Sieg der Kommunisten als Zwölfjähriger die Heimat verließ, zeigt den Alltag einer bürgerlichen Familie im Saigon von 1951. Vor allem den der Frauen, der beiden Hausangestellten, der Herrin und ihrer Schwiegermutter, jede auf ihre Weise Dienerin. ... Alle Voraussetzungen für ein Aufbegehren der Frauen hat Tran geschildert, die Herrschaftsverhältnisse zwischen Mann und Frau genau beschrieben.
Doch ein Befreiungsversuch liegt Mui fern. Das Ende ist erstaunlich und würde einem europäischen Autor wohl kaum verziehen, würde ihm den Vorwurf frauenfeindlicher Klischees einbringen. ... ein Film verwurzelt in fernöstlichem Denken, Fühlen, Sehen. Tran setzt dabei mehr auf die Sprache von Bildern und Stimmungen denn auf die der Worte. ... Europäische Zuschauer können Trans fernöstliche Philosophie als reizvollen Ausflug in eine exotische Gedankenwelt genießen und gleich wieder vergessen. Sie können sich aber auch herausfordern lassen. ... Ein kleines Meisterwerk.“ (epd film)  
„Ein Film über Küche, Gerüche, Geräusche und die sublimen Arten der Verführung.“ (Generalanzeiger)  
„Opulentes Ausstattungskino mit furiosen Kamerafahrten.“ (filmdienst)