Bulworth

Dienstag, 18.4.2000 20:00 Audimax
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Der Californische Senator Jay Bulworth war einmal ein idealistischer Demokrat. Das ist lange her. Dann wurde er gewählt und nun ist seine Moral ebenso zerrüttet wie seine Ehe. Im Wahlkampf für eine zweite Amtszeit sind seine Umfragewerte noch schlechter als seine Verfassung. Seit Tagen ohne Essen und Schlaf wird er des öffentlichen Lügens, der mal einschmeichelnden mal drohenden Einflüsterungen der Lobbyisten und seiner selbst so überdrüssig, daß er eine 10mio Dollar Lebensversicherung zugunsten seiner Tochter abschließt und daraufhin einen dubiosen „Bekannten“ beauftragt, einen Killer anzusetzen, der ihn am letzten Wahlkampfwochenende beseitigen soll.
Bei seiner nächsten Veranstaltung vor einer schwarzen Gemeindeversammlung in South Central L.A. nimmt er nur noch für kurze Zeit die vorbereitete nichtssagende Rede in die Hand, bricht nach wenigen Sätzen ab und bringt die Menge gegen sich auf, indem er ihnen einfach ins Gesicht sagt, daß er selbst und alle anderen Politiker sich nie einen Dreck um ihre Belange gekümmert haben und auch nicht werden, weil sie keine Wahlkampfspenden von ihnen zu erwarten hätten. Sichtlich erleichtert setzt er weiter einen drauf, bis sein Stab ihn aus der Halle schafft. Draußen trifft er die junge Politaktivistin Nina (Halle Berry), die seine Rede mehr mit Staunen als mit Zorn verfolgt hat und ihn erst in einen Club und später sogar mit nach Hause bringt, was in ganz ungeahnter Weise auf den Senator und seine Redeweise abfärbt.
Denn an dem befreienden Erlebnis, jedem seine Meinung sagen zu können, weil man nichts mehr zu verlieren hat und auch an Nina scheint Jay Gefallen gefunden zu haben und fährt munter fort, die Medien mit skandalösen Wahrheiten zu füttern, über deren Inhalt sie manchmal gar nicht so glücklich sind. Umso zufriedener zeigen sich dagegen in den nächsten Umfragen die Wähler und seine zuvor zwischen Unglauben, Hysterie und Resignation schwankenden Wahlkampfmanager. Irgendwann dämmert dem enthusiastischen Senator aber, daß es ja noch einen Auftrag zu stornieren gilt, damit seinem steilen Aufstieg kein jeher Absturz folgt.
Nur möglich gewesen, weil das Studio wegen Rechtssteitigkeiten Warren Beatty noch einen Film „schuldig“ war und er auch dabei noch alle Kniffe und Beziehungen spielen ließ, ist BULWORTH schon in dieser Hinsicht etwas völlig einzigartiges. Viel mehr noch in der Art wie Warren Beatty als Produzent, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller ohne jeden Respekt und Rücksicht auf Verluste hier keinem gegenüber ein Blatt vor den Mund nimmt und mit scharfem Wortwitz, viel Intelligenz, bissigem Humor und reichlich Selbstironie das ganze vertrackte Geflecht aus Wirtschaftsinteressen, Politik und Medienmanipulationen bloßstellt, als gäbe es kein Morgen.

"Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe." (Martin Scorsese)

Die Mixtur aus Märchen, Farce, und Gesellschaftskomödie ist so absurd, daß damit unbequeme Wahrheiten spielend die Tore Hollywoods passieren.“ (filmdienst)

Kritiker der Linken wie der Rechten waren sich denn auch einig, daß die Sensation schon allein im Zustandekommen von BULWORTH besteht.“ (epd film)

...weil er alle Attribute besitzt, die Hollywood für Gift hält: BULWORTH ist klug, böse, radikal, sehr erwachsen und zutiefst unbequem.“ (Cinema)

"Eine tiefgehende Farce, der beste Film der letzten zehn Jahre." (Norman Mailer)

"Beatty hat die Chance genutzt, all das, wofür er in seinem Leben einstand, zu einem atemberaubend durchdachten, post-brechtschen HipHop-Lehrstück zu bündeln." (epd-film)

Dabei faszinieren die Leichtigkeit und Schnelligkeit des Films“ (filmdienst)

„...wagt es, unter seiner komödiantischen Oberfläche einen Dialog über Klassen- und „Rassen“-Fragen zu anzuzetteln, mit dem wirklich niemand mehr gerechnet hat.“ (epd film)

"Beattys Opus zählt inhaltlich und formal zu den ungewöhnlichsten amerikanischen Produktionen; zugleich erinnert er an beste Traditionen der politischen Groteske." (filmdienst)

"Warren Beatty´s brillant and exhilaratingly nervy new "Bulworth" not only stretches the envelope, it rips the envelope wide open. Nobody else is even trying to do what Beatty gets away with here." (Boston Globe)

MS