Sommersemester 1983

Liebe Filmfreunde  
und solche, die es vielleicht werden wollen!
 
Für dieses SS sind wieder Programmschwerpunkte gesetzt worden. Einer von ihnen lautet "Krieg und Frieden". Hierzu laufen in einer Doppelnacht "Wargame" und "Wege zum Ruhm". In einem zweiten Block laufen "Johnny zieht in den Krieg " und eine Woche später jener seltsame Film mit Peter Sellers, womit wir auch schon beim nächsten Thema sind. Wir wollen Herrn Sellers auch mal ohne rosaroten Panther zeigen, das ist uns eine willkommene Chance mit einem weiteren Film dieses Darstellers unser Programm zu eröffnen.
Daß Fiction ( mit oder ohne science ) gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt sein muß, könnte sich schon in etwa einem halben Jahr zeigen!
Zu diesem Thema präsentieren wir: " Zardoz "
" Fahrenheit 451 "
" Der Schrecken der Medusa "  
 
Dann haben wir eine Reihe Einzelfilme im Programm.
Zur Erinnerung an den im vorigen Jahr verstorbenen Jacques Tati zeigen wir " Tati's Schützenfest ".
Zur Ehrenrettung von Frau von Trotta läuft bei uns die " Bleierne Zeit ". Aus der schwarzen Serie und als Nachtrag zum Gangsterfilmseminar:" Die blaue Dahlie ".
Hollywood sieht sich selbst, in Billy Wilders " Boulevard der Dämmerung " . Nächsten Winter gibt es vielleicht - eine Serie " Rituale ". Als Pilotfilm haben wir die verfilmte Geschichte zweier Herren aus Napoleons Zeiten herausgesucht: " Die Duellisten ".
Ein Termin ist noch offen, das liegt u.a. an diesen ortsansässigen Kino-Imperien. Trotzdem freuen wir uns auf Euren Besuch,  
 
Euer studentischer filmkreis thd

Kino - oder die Realität der Gedanken
 
Jeder Film gibt die Realität immer nur begrenzt wieder. Ausgenommen ist jener Bereich der Realität, der innerhalb der den Film bestimmenden Personen anzusiedeln ist. Diese Realität der Gedanken und Empfindungen wird wie in einem Spiegel durch den Film dem Zuschauer gezeigt. 

Wie gut ein Film ist kann man an seiner Identität von Handlung und Idee erkennen. Um den Film aber gut zu finden, muß man den ( Film ) Realität schaffenden Standpunkt der den Film Bestinmmenden suchen und dann beziehen; zumindest für die Laufzeit. Erst von hier aus lässt sich der Film beurteilen!

Je professioneller ein Film ist, desto weniger wird dieses Suchen und Beziehen eine eigene Handlung, der Zuschauer wird fremdbestimmt und Identifikation kann sich bis zur Daseinsflucht steigern. ( Aufgefallen ist mir das bei diesem Jerry Cotton Film im letzten Winter. Die Zuschauer hatten die Verhaltensmuster des " Helden " aufgegriffen und dann im Foyer vom Audi Max nochmals aufgeführt - jeder war auf einmal Jerry Cotton ! ) 

Dieser Standpunktwechsel, so notwendig er für die Betrachtung des Filmes ist, muß nach der Aufführung einer Reflexion weichen, will man mit seinen eigenen Gedanken nicht in Unordnung geraten.  
Ich nenne den Film gelungen, der in diesem Prozeß neue Gedanken und Gefühle in mir hinterlässt, unabhängig davon, ob ich mit ihnen einverstanden bin oder nicht.

Unter diesem Aspekt haben wir auch in diesem Sommersemester wieder ein Programm zusammengestellt, das diesen Gedanken hoffentlich genügt.