Hallo, Filmfans!
Der Filmkreis feiert sein 40jähriges Bestehen! Und wir waren wie immer ganz eifrig, haben in unserem umfangreichen Archiv geblättert und unsere alten Programme aus dem Vergessen gezerrt: Es ist wirklich ein ziemlich großer Haufen zusammengekommen und das Defilee der Jahre, das durch unsere Programmhefte repräsentiert wird, zeigt eine Entwicklungsgeschichte der Filmtechnik, der Technischen Hochschule und natürlich des Studentischen Filmkreises THD.
Das erste Programm-«Heft» des Filmkreises von 1954/55 bestand aus einem einzigen DIN A4-Blatt. Es wurde mittels Wachsmatrizen bedruckt und in schöner Gemeinschaftsarbeit von Hand gefalzt. Es enthielt fünf Filmtitel aus fünf verschiedenen Ländern. Dieses Programm fand in der Studentenschaft ein solches Echo, daß schon vor Beginn der ersten Veranstaltung die Zahl der ursprünglich vorgesehenen Vorstellungen verdoppelt werden mußte. — Im Winter 1956/1957 kann der Filmkreis bereits auf eine zweijährige Geschichte zurückblicken. Im damaligen Programmheft schreiben Wolfram Friedrich, Ernst Jäger und Rainer Schmoldt zur Gründung des Filmkreises: «Der damalige AStA-Vorstand mußte freilich ziemlich lange bearbeitet werden, bevor er sich mit einer heroischen Geste zur leihweisen Überlassung von 100 Mark als Starthilfe für den zu gründenden Filmkreis bewegen ließ — wobei er im übrigen restlos überzeugt war, das Geld nie wieder zu sehen. Aber selbst als er wider Erwarten sein Geld zurückbekommen hatte, war er heilfroh, als sich der Filmkreis eines Tages vom AStA lossagte und somit der AStA jeglicher Verantwortung für diese ‚unsichere‘ Unternehmung enthoben war.»
«Mit dem Sommersemester 1957 bricht für den Studentischen Filmkreis THD eine neue Ära des Schaffens an. Konnten im eigenen Bereich bisher nur Schmalfilme gezeigt werden, so ist mit der jetzt möglich Ausweitung des Programms in die unvergleichlich viel größere Welt des Normalfilms das lange genug angestrebte Ziel ganz anderer Entfaltung erreicht. ... Das eine allerdings ist sicher: Hätte der Filmkreis in den zweieinhalb Jahren seines Bestehens nicht trotz der Beengung durch die Ungunst äußerer Verhältnisse den Ernst seiner Absichten, die Reife seines künstlerischen Urteils, aber auch seinen Wagemut und seine Tüchtigkeit immer wieder bewiesen, so würden sich nicht so viele Hände für ihn gerührt haben. ... Für das Sommersemester 1957 wünsche ich dem Studentischen Filmkreis, daß er mit der vorgelegten, vielverheißenden Spielfolge die schon erfreulich große Zahl seiner Freunde noch weiter erhöhen möge.» (Einleitende Worte des damaligen Rektors Walter Brecht für das Programmheft Sommer 1957).
Das Jahr 1957 stellt auch einen großen Fortschritt für den Filmkreis dar: Unsere Filme sind fortan im Köhler-Saal zu sehen - nur der Leiter des Hochschulorchesters im Jahre 1957, Prof. Maguerre, erklärt den Filmkreis zu seinem «Todfeind», da er seinen Konzertsaal durch die Filmvorführeinrichtungen verschandelt sieht.
Doch schon im Wintersemester 1957/58 kommt für uns die große Ernüchterung: der extrem feuergefährliche Nitrofilm wird verboten und der Sicherheitsfilm eingeführt. Die meisten erhältlichen Kopien verschwinden in den Archiven hinter dicken Wänden, das gesamte Filmkreisprogramm muß kurzfristig völlig über den Haufen geworfen werden.
1958 heißt es dann in der Einleitung des Programmheftes: «... daß die Existenz des Filmkreises schwer gefährdet ist. Die nahezu vollständige Interessenlosigkeit unserer Kommilitonen ist uns so wohlvertraut, daß wir zu keinem übertriebenen Optimismus mehr neigen. Trotzdem haben wir die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß sich unter den über 4ooo Studenten unserer Hochschule die zehn aktiven Mitglieder finden lassen, die ‚der Filmkreis für seine Existenz benötigt. Natürlich kostet die Arbeit im Filmkreis Zeit und wir wissen genau, daß viele unserer Kommilitonen auf dem Standpunkt stehen, daß das Studium sie vollständig in Anspruch nimmt und keine Nebenbeschäftigung erlaubt. Wir sind aber nicht davon überzeugt, daß in Darmstadt über 4000 Studenten dauernd und außschließlich studieren der Gedanke allein wäre entsetzlich. Das Studium soll unter der Mitarbeit im Filmkreis nicht leiden, und das braucht es nicht, wenn die Arbeit auf genügend Mitglieder verteilt wird. Diese Zeit kann bestimmt jeder erübrigen. ...» Es sollte nicht das letzte Mal sein, daß ein solcher Hilferuf erging: Immer wieder gibt es gewisse Personalknappheiten, das letzte Mal in drastischer Form im Wintersemester 1992/93, als wir einfach einen Film einmal in der Mitte unterbrachen und einen dringenden Aufruf zu aktiver Mitarbeit starteten.
Doch im Filmkreis werden ja nicht nur Filme gezeigt: «Schon seit den ersten. Tagen seines Bestehens hat sich der Filmkreis das Ziel gesetzt, neben der ‚analytischen‘ Beschäftigung mit dem Film — durch Filmbetrachtung und Filmdiskussion — auch das gleichsam ‚synthetische‘ Studium der Ausdrucksformen und -möglichkeiten des Films zu pflegen, d.h. also die eigene Arbeit mit der Schmalfilmkamera. Als im zweiten Jahr des Bestehens schließlich die langersehnte Kamera da war, befand man sich zunächst in der Lage jenes Mannes, der all’ seine Ersparnisse aufgewandt hat, um sich einen leistungsfähigen und modernen Wagen anzuschaffen, und der dann feststellen muß, daß ihm das Geld für das Benzin - hier Filmmaterial - fehlt. So war der Filmkreis von Anfang an auf ‚Auftragsarbeit‘ angewiesen, und die Aufträge waren u.a.: Zwei Dreiminutenfilme, welche für die AStA-Wahlen werben sollten, ein Zwanzigminutenfilm über die Leichtathletik-Meisterschaften der Studenten, ein Zehnminutenfilm über die Sprengung von Betonfundamenten einer ehemaligen Flakstellung und ein Zehnminutenfilm über das Thema ‚Rollneigung von Papier‘, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Papierfabrikation unserer Hochschule entstand.» («Aus der Arbeit des Filmstudios», Programm Wintersemester 1959/60). Das Know-how der Filmarbeit konnten wir 1961 erstmals den interessierten Mitgliedern in einem Schmalfilmkurs vorstellen und vermitteln. Dokumentarfilme drehen in der Zwischenzeit die Institute selber: Video ist das Medium unserer Zeit. Doch natürlich gibt es bei uns nach wie vor alles, was das Filmer-Herz erfreut. Die letzte große Anschaffung war ein 16mm-Tricktisch, der sich seit dem Frühjahr 1993 bei uns im Filmkreiskeller befindet. Auf diesem Tricktisch entstand unter anderem auch der Trailer des 17. Open Air Filmfestes Weiterstadt 1993. Letztlich sind wir doch unserem Namen verpflichtet, und der ist nun einmal «Filmkreis», nicht «Videoklub» oder ähnliches.
Ein großer Fortschritt für den ‚anaIytischen‘ Teil der Filmkreis-Arbeit gab es ab dem Wintersemester 1961/62. Erstmals fand in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Psychologie unter Leitung von Prof. Sacherl eines der filmkundlichen Seminare statt, von denen uns heute noch unsere Alt-Mitglieder vorschwärmen. Dr. Albrecht, der die Seminare durchführte, gebühren noch heute Ehren-Lorbeeren für seine interessante Arbeit, für die er jedesmal extra von seiner Heimat-Universität «eingeflogen» wurde.
Darüberhinaus startete im Februar 1965 in der Volkshochschule die Veranstaltungsreihe «filmforum», für die sich der Filmkreis mitverantwortlich zeichnete und zu der man gegen Vorlage des Filmkreis-Ausweises freien Eintritt hatte (ja, die Zeiten haben sich geändert...). — Was gibt es noch alles zu erwähnen? Nun, zum Beispiel die verschiedensten Filmfestivals, wie etwa die polnischen Filmtage 1980 oder die Darmstädter Studentenfilmtage, die des öfteren durchgeführt wurden. Die verschiedenen realisierten - und noch mehr geplanten, aber nie zur Vollendung gekommenen - Filmprojekte und selbstverständlich den Umzug der Filmveranstaltungen ins neue Audimax in den 70ern. Doch es würde das Programmheft sprengen, würde man auf alle Einzelheiten der SFK-Historie eingehen.
Die Tatsache, daß der SFK jetzt 80 Semester auf dem Buckel hat, soll natürlich nicht heißen, daß wir alle grauhaarig und scheintot sind. Bei uns können alle mitmachen, solange sie studieren oder an der Hochschule arbeiten. Auch Ihr, die Ihr jetzt das Programm in Händen haltet, könnt mitmachen. Alles was Ihr dazu benötigt, ist ein wenig Initiative, um uns anzusprechen und Interesse am Medium Film oder der Wunsch, neben dem grauen Studienalltag noch etwas anderes zu unternehmen. Da wir unter chronischem Mitgliedermangel leiden, können wir immer neue Mitglieder brauchen. Also habt keine falsche Scheu und schaut einfach mal vorbei!
Übrigens, die «Reifsten» von uns könnt Ihr auf unserer Jubiläumsveranstaltung am 26. November besichtigen, wozu wir auch alle unsere Altmitglieder eingeladen haben. Genaueres dazu steht im Filmtext.
Finden könnt Ihr uns, wie seit etlichen Jahrzehnten, unter der Otto-Berndt-Halle (Stadtmensa) im Keller, wo sich über die Jahre einiges an Material über Film und zum Filmen angesammelt hat. Unsere Telefonnummer: ist 16-33 39 und falls keiner da ist, freut sich der Anrufbeantworter.
Die Filme laufen, soweit nicht besonders vermerkt, dienstags bzw. donnerstags um 20.00 Uhr im Audimax der THD (47/50), der Eintrittspreis bleibt bei DM 3,-, der Mitgliedsausweis für ein Jahr ebenso (erhältlich für Studierende und Hochschulmitarbeiter).
Bis dann,
Euer Filmkreis