Film Noir: Jensseits der Spur des Falken

Angst, Leidenschaft, Wehmut und Trauer sind die Gefühle; Lust, Haß, Neid, Ehrgeiz und Verzweiflung die Motive der Hauptfiguren des film noir.

Sein Plot kreist immer um eine kriminelle Handlung, meistens ein Mord, der nicht unbedingt stattgefunden haben muß, sondern nur geplant, geträumt oder eingebildet ist. Wichtig ist nur, daß der Antiheld dadurch, sei es als Opfer, Täter oder Ermittler in seinen Gefühlen und Handlungen verwirrt wird.

Er entfremdet sich von seiner Umgebung und verliert seinen Platz in der Gesellschaft. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Und zum ersten mal im Hollywood-Film verzichtet man bewußt auf ein Happy-End.

Die ersten Filme der „Schwarzen Serie“ wurden 1940/41 gedreht, als Amerika in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Damals liefen in den Kinos heroisierende Durchhalteschinken, aber in der Gesellschaft bröckelte der American Dream. Die Zuschauer verlangten nun nach einer ehrlicheren Sicht der Wertvorstellungen und sie wollten ihre Probleme auf der Leinwand gespiegelt sehen.

Produktionsgesellschaften reagierten darauf in ökonomisch denkender Weise und erfüllten den Wunsch.

Die Ausdrucksmittel des film noir-Stils wurden aus Filmgenres, wie dem Gangsterfilm oder Thriller entliehen. Besonderen Einfluß auf die Gestaltung hatten auch Regisseure, die aus Europa emigriert, den deutschen Expressionismus und den französischen poetischen Realismus mit einbrachten.

Während Amerika immer wieder durch Ereignisse, wie den Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegsproblematik, den Kalten Krieg und den Koreakrieg erschüttert wurde, entwickelte sich der Film noir bis in die 50er Jahre weiter. Ein interessanter Aspekt ist auch die neue Rolle der Frau, die im Film noir dem Mann oft überlegen ist und so Männerängste aufzeigt. Erst als das Fernsehen immer beliebter wurde, die Filmindustrie gezwungen war, mehr Farbe und mehr Bild in den Konkurrenzkampf zu bringen, starb diese Stilrichtung langsam aus.

Trotzdem geht von der besonderen Atmosphäre des film noir bis heute ein besonderer Reiz aus, sodaß heute noch Filme in diesem Stil gedreht werden und die Klassiker laufen wieder im Kino. Die Faszination für den Zuschauer liegt in dem vielschichtigen Strudel von Angst, Lust und Neurose. Die Bedürfnisse der Menschen heute haben wieder viel gemeinsam mit der Romantik, Entfremdung und Obsession der 40er und 50er Jahre. In Amerika selbst wurde der film noir garnicht als eigene Stilrichtung erkannt, sondern erst als nach dem Zweiten Weltkrieg diese Filme zum ersten mal in Europa gezeigt wurden, prägten die Franzosen den Begriff film noir. Wir zeigen in unserer Reihe solche Filme, die nicht als Klassiker gelten, jedoch einen großen Einfluß auf die Schwarze Serie hatten, da sie wichtige Genres vertreten, aus denen der film noir entstanden ist.

Ein weiterer Schwerpunkt sind die Produktionen, die nach der film noir-Zeit entstanden, aber trotzdem verschiedene Aspekte des film noir meisterhaft inszenieren. Diese Nicht-Klassiker haben den unschätzbaren Vorteil, daß sie auch in Verleihen sind, die uns zugänglich sind.

Berühmte Klassiker könnten wir nur in Absprache mit dem „Helia“, möglicherweise im „Helia“ selbst zeigen. Es kam hier nach Gesprächen zu keiner Zusammenarbeit.

Trotzdem war man von unseren Filmwünschen so beeindruckt, daß es sich das „Helia“ nicht nehmen lassen wird, diese Klassiker in sein Programm aufzunehmen.

Zwar nicht in Übereinstimmung, mit unseren Vorstellungen von kommunaler Kinoarbeit, aber immerhin für unsere Mitglieder mit SFK-Ausweis zum ermäßigten Preis von DM 5,-.