Cinecittà e il neorealisme nel cinema attuale italiano

Der Neorealismus im italienischen Film

Der italienische Film nach dem zweitem Weltkrieg scheint für viele einem Phönix aus der Asche gleich aufgestiegen zu sein. Dabei wird außer Acht gelassen, daß der Grundstein für das römische HolIywood bereits durch die Faschisten gelegt wurde. Mussolini selbst weihte 1937 den Studiokomplex Cinecittà bei Rom ein, schon 1935 entstand das Centro Sperimentale Cinematigrafico. Beide bestehen noch heute und bilden das Rückgrat der nationalen Filmindustrie.

Nach der von der Propaganda geprägten Zeit von 1922-43 kam es zu einem kreativen Aufschwung, der seine Beeinflussung nicht etwa durch HolIywood, sondern durch den französischen poetischen Realismus erfuhr. Recht schnell kam der Begriff «Neorealismus» auf, der die nachdrückliche Behandlung sozialer Themen wie Krieg, Resistance, Armut und technische Aspekte wie die Abkehr von traditioneller Dramaturgie und Gestaltungszwängen beinhaltete. Die ideologische Montage Eisensteins trat zurück zu Gunsten einer ontologischen Ganzheit der abzubildenden Realität. Technisch bevorzugt wurden Außenaufnahmen an Originalschauplätzen, die Verwendung langer Brennweiten mit großer Tiefenschärfe, wie sie Welles und Renoir praktizierten.

Der Neorealismus war keine Bewegung im eigentlichen Sinne mit festgelegten Stilen oder thematischen Prinzipien. Die Basis des fundamentalen Wechsels war vielmehr eine allgemeine Aspiration, Italien ohne Preception zu sehen; eine ehrliche, ethische, aber nicht weniger poetische Filmsprache anzuwenden.

Große Beispiele waren «Roma, città aperta» von Rosselini 1945 gedreht und «Ladri di biciclette», de Sicas Meisterwerk von 1948, das wir voraussichtlich am 22. November 1994 zeigen.

Die große Krise Hollywoods in den 50ern bescherte der italienischen Filmindustrie eine Flut von Koproduktionen. Die billigen Labore und die vorhandene extensive Technik führten zu erfolgreichen Kollossalfilmen wie «Ulysses» (1954), «Krieg und Frieden» (1956), «Ben Hur» (1959) und natürlich «Cleopatra» 1963. Diese Periode nennt man in Cinecittà die «zweite Invasion».

Die wenigen nationalen Filme dieser Zeit und erklärte Meisterwerke des Neorealismus: Fellinis «La strada», Viscontis «Sensa» (1954) und Antonionis «Il grido» (1957). Mit den Fünfzigern geht dann auch der Neorealismus zu Ende, Fellinis «La dolce vita» (1959) markiert den zweiten Wendepunkt des italienischen Films. Viscontis «Gattopaldo» (1962) und Antonionis «Blow Up» (1966) beschreiten neue Wege, das Gros der Produktionen entfällt auf den Spaghetti-Western und einige Komödien, wie «Scheidung auf italienisch». In der Zeit unzähliger «Django»- und «Für eine Handvoll Dollar»-Western haben zwei junge Regisseure ihr beachtetes Debut. Vom Neorealismus geprägt, aber durch mehr ideologische Intentionen charakterisiert sind Pasolinis «Il vangelo secondo Matteo» und Bertoluceis «Prima della Rivoluzione» (beide 1964).

In den bewegten 68er und den frühen 70ern lebt die Idee des Neorealismus zwar noch einmal auf und zwar in der Emphasis politischer Themen wie Korruption, Verflechtung von Interessen und Terrorismus. Fellinis «Satyricon», Pasolinis «Medea» (1969) und «Decameron» (1971), Bertoluccis «Conformista» (1970), Francesco Rosis «Cadaveri eccelenti» (1975) und Pavianis «Padre, Padrone» (1977), um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Der Lebensfreude gerecht wird Nichefts Komödie «Rattararaplan» (1979), die eine ganze Reihe humoristischer bis slapstickhafter Filme beginnt.
Adriano Celentanos «Gib dem Affen Zucker» sei hier als abschreckendes Beispiel aufgeführt. Damit fällt der italienische Film trotz großem kommerziellem Erfolg in eine tiefe künstlerische Schaffenskrise.

Ende der 8oer teilt sich das italienische Kino in vier Hauptstränge: Die großen alten Meister mit zumeist ausländischem Etat, z. B. «Der letzte Kaiser», blutrünstige Söldnerfilme, die direkt in Videotheken wandern (für unsere Kleinsten), Autorenfilme, gefördert durch ein umstrittenes Filmgesetz, das eine wehleidige Kaste von Künstlern und Intellektuellen für die Botschaft bezahlt, daß sie die Welt nicht mehr verstehen und schließlich am höchsten in der Publikumsgunst die neuen Komödien, wie z. B. Maurizio Nichettis «Volere volare».

Ein weiteres Glanzlicht setzt Guiseppe Tornatore mit «Cinema paradiso» (1989), dessen erstes eigenes Projekt «Allen geht’s gut» wir am 6. Dezember 1994 (Datum unter Vorbehalt) vorstellen.

Die weiteren Filme unserer Reihe sind: «Il Portaborse» (1991) von Daniele Luchefti und «Il Iadro di bambini» von Gianni Amello (1992). Was diese jungen italienischen Regisseure in bester neorealistischer Tradition geschaffen haben, steht unter 24. Januar und 31. Januar 1995 im Programmteil (jeweils mit k ausgezeichnet).

Wir wünschen interessanten Filmgenuß.