Japan ganz anders

Um allen Mißverständnissen vorzubeugen: es geht keineswegs darum sensationslüstern die für uns fremden Erscheinungen japanischer Kultur herauszupicken und sie als exotisch, seltsam oder gar befremdlich/abartig zu präsentieren, wie das in letzter Zeit bedauerlicherweise schon viel zu häufig in diversen Medien zu beobachten war.
Diese Reihe beabsichtigt, ganz im Gegenteil, Exponenten japanischer Filmkultur zugänglich zu machen, die in ihrer Vielfalt, Kreativität und Innovationsfreude gerade dazu angetan sind, den Horizont, in früheren und auch in jüngeren Zeiten entstandener, manchmal recht stereotyper oder verzerrter Vorstellungen und Erwartungen auf faszinierende Weise zu erweitern.
Das heißt z.B: keine(!) ehrenhaften Samurai, heimtückischen Ninja, devoten Geisha, arbeitswütigen Office-ladys, zwielichtigen Yakuza, korrupten Polizisten, drogenabhängigen Jugendlichen, anarchischen Neo(n)punks, sich prostituierenden SchülerInnen oder spielsüchtigen Kinder; weder niedliche Spielzeug- noch zerstörerische Urzeitmonster und auch keine verheerenden Naturkatastrophen; keine Cyborgs, Weltraumschlachten, Kamikazepiloten, Sumo- , Judo- oder sonstige Kämpfer; kein Akira Kurosawa, Takeshi Kitano, Takashi Miike, weder atemlose Großstädte noch atomar verstrahlte Ruinen und vor allem keine verrückten Gameshows.
Nicht falsch verstehen: all das sind Teile von Japans Geschichte, Kultur und/oder Alltag, die aus einem authentischen Bild des Landes nicht wegzudenken sind und ich bekenne bereitwillig meine Zuneigung für Pikachu ebenso wie Godzilla und alle drei genannten Regisseure, aber es gibt eben noch mehr. Ein außerhalb der frenetisch geschäftigen und in mehrfacher Hinsicht wuchernd pulsierenden Städte liegendes in der populären westlichen Sichtweise kaum wahrgenommenes stilleres Japan, das viel weniger augenfällig, materialistisch und schrill aber nicht minder faszinierend und auf seine eigene Weise radikal sein und auf ebenso konsequent eigene Art filmisch dargestellt werden kann. Es hält eine solche Fülle an Entdeckungen bereit, daß die vier ausgewählten nach Inhalt, Form und Stimmung ganz verschiedenen Filme nicht im Mindesten den Anspruch erheben, repräsentativ geschweige denn umfassend zu sein und nur als Appetithappen dienen können.

MS

Sofern nicht anders vermerkt, beginnen die Filme um 20:15 Uhr im Pali