Gericht im Film

LIEBE KOMMILITONEN!

Den Plan des Studentischen Filmkkreises THD, eine Film=Reihe unter dem Titel „Gericht im Film” zu veranstalten und die in den Filmen angeschnittenen Probleme jeweils an einem weiteren Abend durch Referate und Diskussionen zu vertiefen, begrüße ich sehr. Ich bin deshalb auch gerne der Bitte nachgekommen, die Organisation der Referate und Diskussionen zu übernehmen. Wir haben Filme und Themen ausgesucht, die einerseits von allgemeinem Interesse sind, von denen andererseits aber auch der Nichtjurist eine gewisse Vorstellung hat, so daß sie nach einer Vorbereitung durch ein Referat auch von Laien diskutiert werden können.

Im Anschluß an den Film „Die zwölf Geschworenen” soll über das Thema „Rechtsstaat und Strafprozeß” diskutiert werden. Hier wird uns vor allem die Frage interessieren, wie die Rechte des Bürgers dann, wenn er unter dem Verdacht einer strafbaren Handlung steht, also im Strafverfahren, gewahrt werden. An den Film „Wir sind alle Mörder” wird sich eine Diskussion über die in den letzten Jahren immer wieder erörterte Problematik der Todesstrafe anschließen, an den Film „Schwurgericht” eine Diskussion über die Vor- und Nachteile der Laiengerichtsbarkeit. In der an den Film „Das Komplott” anknüpfenden Veranstaltung werden zwei Kurzfilme über den Prozeß gegen die Verschwörer des 20. Juli 1944 und über einen Kriegsverbrecherprozeß vorgeführt werden. Anschließend soll über das Problem diskutiert werden, in welcher Weise Fragen aus dem politischen Bereich in einem Strafverfahren behandelt werden rnüssen und können. Dem Film „Die Caine war ihr Schicksal” wird eine Diskussion über das Problem des soldatischen Gehorsams und der Befehlsverweigerung folgen.

Wir wollen diese Themen ganz frei und zwanglos diskutieren, dadurch die Kenntnisse wichtigster Gemeinschaftsprobleme vertiefen und, damit auch einen Beitrag zur staatsbürgerlichen Bildung liefern.

Darmstadt, 24. Oktober 1960

Prof. Dr. jur. Pleyer