Das Verhältnis der Geschlechter im Film

Als ich mich vor Jahren einmal mit jemandem über einen Film unterhielt, mischte sich ein zufällig mithörendes Mädchen aus einer abgelegenen bäuerlichen Gegend mit der Frage ins Gespräch: „Ist es was von Liebe?“ — Dieser Einwurf trifft bei all seiner rustikalen Naivität doch den Nagel auf den Kopf; denn tatsächlich ist es die „Liebe“ in den mannigfaltigsten Erscheinungsweisen, von der sublimsten und subtilsten Erotik bis „hinab“ zur rüdesten und brutalsten Sexualität, die der weitaus größte Teil der Kinobesucher dargestellt sehen möchte, „erleben“ möchte.
Andererseits und genau besehen war jene Frage jedoch überflüssig. Denn die Filmschaffenden jeglicher Art haben dieses Bedürfnis längst erkannt, sich darauf eingestellt und sind nun dabei, es nach bester Produzentenmanier zu nähren und zu schüren. So kommt es, daß es nicht nur kaum einen Film gibt, in dem nichts „von Liebe“ vorkommt (oft genug geradezu lächerlich an den Haaren herbeigezogen), sondern daß auch bestimmte, durch das Medium des Films weltweit propagierte Sexualtypen den Rang von Leitbildern einnehmen und die Verhaltensmodi weiter Bevölkerungskreise, insbesondere der Jugendlichen, auch in nichtsexuellen Lebensbereichen bestimmen, und daß, was untergründiger, aber noch einschneidender ist, bestimmte wirklichkeitsfremde Typen der erotischen Beziehung leitbildhaft kreiert werden und geradewegen ihres durchaus illusionären Charakters demoralisierend wirken.

Grund genug also, das „Verhältnis der Geschlechter im Film“ einmal wissenschaftlich unter die Lupe zu nehmen.
in einer Zeit, die in einem so glanzvoll reüssiert, im anderen so kläglich scheitert, ist gerade eine Technische Hochschule sicherlich der rechte Ort, sich des geistigen Hintergrundes eines so wirkungsträchtigen Phänomens inne zu werden.
Dabei wird man sich allerdings nicht auf jene Filme beschränken dürfen, die vom Durchschnittspublikum goutiert werden, sondern auch diejenigen einbeziehen, die — Opas Kino ist doch eigentlich tot — das Geschlechterverhältnis auf unkonventionelle, weniger gefällige, ja sogar quälende und destruktive Art darstellt.“