Frankreich im Jahr 1804: Um die Außenwelt für immer vom schädlichen Einfluß seiner perversen Schriften zu bewahren, steckt man den Marquis de Sade kurzerhand ins Irrenhaus von Charenton, wo er durch Anstaltsleiter Abbe du Coulmier zahlreiche Privilegien geniesst. Als es dem Marquis jedoch gelingt, mit Hilfe der Magd Madeleine seinen Roman "Justine" zu seinem Verleger zu schmuggeln und zu veröffentlichen, entsendet Napoleon Bonaparte seinen brutalsten Handlanger, den Psychiater Royer-Collard, um Sade endlich zum Schweigen zu bringen.
Wie bei Benoit Jaquots "Sade" erfährt auch hier der Marquis fast Denkmalverehrung. Als unbeugsamer Geist, als Rebell gegen Zensur und Bigotterie, der ohne Rücksicht auf andere um die Freiheit der Gedanken kämpft, verfolgt der Film de Sades letzten Tage in einer Irrenanstalt. Die Enttarnung der Heuchelei und die Befreiung der Sexualität von den Verboten durch Moral und Kirche ist eines der zentralen Anliegen von Regisseur Philip Kaufmann ("Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"), der wieder das Territorium seines 1990 kontroversen Filmes "Henry & June" betritt, mit dem er in Amerika selbst Opfer der Zensur wurde. Oscarpreisträger Geoffrey Rush ("Shine") spielt den rücksichtslosen Marquis, Joaquin Phoenix, so verschlagen wie in "Gladiator", diesmal den so zerrissenen Abbe du Coulmier und Michael Caine, nachdem er in "Gottes Werk und Teufels Beitrag" ein so großes Herz zeigte, versprüht als Sadist und größter Ausbeuter der Unschuld pures Gift.




