Nemuru Otoko - Der schlafende Mann

Mittwoch, 10.4.2002 20:00 Pali Kino
0:00 Nemuru Otoko - Der schlafende Mann

Kurz nach der Rückkehr von einer gefahrvollen Andenreise ereilt Takuji das Unglück in den heimatlichen Bergen. Was soll man von einem Film erwarten, dessen Hauptfigur daraufhin, von den Eltern gepflegt, nur noch im Koma liegt und manchmal Besuch von Freunden oder anderen (1*) Verwandten bekommt? Am besten gar nichts, soll heißen, daß sich einem sein faszinierender Reichtum umso leichter erschließt, je weniger festgefügte Erwartungen man mitbringt, denn in (2*) diesem Film ist alles anders. Es geht nicht darum, was passiert, sondern was ist, wodurch klar wird, daß der vermeintlich so Abwesende eingebettet bleibt in Zusammenhänge, die, zwar nicht unveränderlich, ihn dennoch mit all dem verbinden, was der Kamera auf erstaunliche Weise um ihn herum einzufangen gelingt. Um einem Publikum, das selbst in Japan die Fähigkeit eines Sehens eingebüßt hat, das für die wortlose Sprache der Natur und der Spiritualität empfänglich macht, (3*) wieder erfahrbar zu machen, daß das Dasein Tod ebenso wie Leben und noch soviel mehr umfaßt, als das, worauf wir alltäglich unsere Wahrnehmung begrenzen, verläßt der Film die gewohnten (4*) Bahnen narrativer und optischer Gestaltung zugunsten einer höchst eigenständigen, nicht auf Dialoge sondern visuelle Vermittlung ausgerichteten Konzeption. Das Ergebnis ist ein Film, (5*) den der geneigte Zuschauer als kontemplative Offenbarung erlebt.

1* "Der schlafende Mann" ist eine Kur von der Routine westlicher Kinogeschichten." (Schnitt)

2* "Oguri´s unforgettable , beautiful film (...) is slow and narrativly thin by western standards, yet each shot is packed with more information than you´d find in 15 minutes of "Jurassic Park"." (Nick Riddick)

3* "...die Verbindung zwischen Mensch und Natur, die der Film mit einer Hingabe wiederherstellt, wie man sie im Kino vielleicht alle zehn Jahre einmal antrifft." (epd Film)

4* "Leben und Tod, Licht und Schatten, durch Menschenhand Gestaltetes und Natur, Realismus und Stilisierung hören im Laufe von Oguris Film nach und nach auf, Gegensätze zu sein; er versteht es, sie (...) als komplementäre Aspekte eines umfassenderen Daseinsverständnisses erscheinen zu lassen." (Neue Zürcher Zeitung)

"Man weiß nicht, wie Kohei Oguri dieses Wunder vollbringt, aber es sieht so aus, als nehme nicht der Betrachter die Landschaft in Augenschein, sondern als werfe die Natur den Blick zurück und sähe den Menschen, staunend und barmherzig." (epd Film)

5* "Like so much japanese art, it requires concentration - but a concentration that unlocks things few British or US directors could even hint at." (Nick Riddick)

MS