Okaeri - Willkommen zu Hause

Mittwoch, 8.5.2002 20:00 Pali Kino
0:00 Okaeri - Willkommen zu Hause

Es ist zunächst alles sehr alltäglich: Ein ganz gewöhnliches noch kinderloses junges Ehepaar in einer ganz gewöhnlichen Wohnung. Er ist ein sehr pflichtbewußter Lehrer mit endlosen Arbeitszeiten; sie verdient nebenbei zu Hause als Stenotypistin. Obwohl sie ein äußerlich (1*) problemloses und sorgenfreies Leben führen, wächst stetig die innere Kluft zwischen Ihnen. Der Film widmet sich dem Paar in der Zeit als diese unterschwellige Distanz beginnt, sich in den unterschiedlichsten Erscheinungen zu manifestieren, die von verdrängten Erinnerungen bis zu schizophrenen Visionen reichen, bis irgendwann nichts mehr alltäglich ist, obwohl der äußere Anschein davon kaum berührt wird.
Es ist das gar nicht zu überschätzende Verdienst des Films, mit welcher Behutsamkeit er sich dem inneren Erleben seiner Figuren widmet und es für den Zuschauer zugänglich macht, paradoxerweise ohne oder vielleicht gerade weil es dazu keiner Darstellung bedarf. "Gefühle werden hier nicht inszeniert oder vorgeführt." (Tip) Um das zu erreichen, bewahrt der Regisseur gegen alle (2*) Versuchungen einer effektheischenden Visualisierung auf bewundernswerte Weise die formale Disziplin in der konsequent zurückhaltenden Wahl seiner stilistischen Mittel. So wird es zu einer ergreifenden persönlichen Erfahrung, gewissermaßen mit dem Paar einen neuen gemeinsamen Weg zu beschreiten.

1* "This extraordinary film presents a meticulously detailed everyday world out of which deeper undercurrents begin to seeethe." (International Herald Tribune)

2* "Mit dem Stillhalten der Kamera, dem Andauern der Szenen gleitet der Betrachter allmählich von der Außen- in die Innenwelt." (Tip)

"Okaeri ist eine Liebesgeschichte und zugleich eine Hommage an die subtile Tradition des japanischen Kinos, die aus kleinen Geschichten große Erlebnisse macht." (Shomingeki)

"The spirit of Bresson is always near as the film tells us that the structured life is not the authentic one." (International Herald Tribune)

"Selten haben ein Film und seine Protagonisten so berührt." (Tip)

MS