Von morgens bis mitternachts

Mittwoch, 3.11.2010 20:45  ! Programmkino Rex
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Eine Dame kommt in eine Bank, um Geld für den Kauf eines Gemäldes von einem Trödler abzuheben, die Auszahlung wird ihr jedoch verweigert. Angereizt von der Vorstellung eines mondänen Lebens stiehlt sich der Kassierer der Bank mit einer großen Menge Geld davon, um besagter Dame zu helfen. Diese lehnt sein Geldangebot aber lachend ab. Inzwischen wird sein Diebstahl in der Bank entdeckt. Der Kassierer geht heim zu seiner tristen Familie. Sich der Gefahr der Entdeckung bewusst, flieht er auf "die Straße" in den nächtlichen Schneesturm; sodann taucht auch der Bankdirektor mit der Polizei vergeblich im Haus des Kassierers auf.

Beim Schaufensterbummel entdeckt er in einem Geschäft elegante Kleidung und kauft sie sich, besucht Sechstagerennen, Spielt den Lebemann und landet bald bald mit einer Frau und Champagner im Séparée.

Eine Kapelle der Heilsarmee zieht vorüber und er schließt sich ihnen an. Erinnerungen an seine Familie werden in ihm wach, und die Angst vor Gefängnis lässt ihn schließlich einem Heilsarmeemädchen seine Geschichte erzählen. Er verteilt das Geld unter den Armen. Kurz vor Mitternacht meldet ihn das Mädchen von der Heilsarmee einem vorbeikommenden Polizisten. Vor seiner Festnahme erschießt sich der Kassierer.

Der Theaterregisseur Karl HEinz Martin verfilmte das Bühnenstück "Von morgens bis mitternachts" von Georg Kaiser aus dem Jahre 1912, nachdem er es bereits auf der Bühne inszeniert hatte. Die Filmausstattung stammt von Robert Neppach und bedient sich stilistisch der Ausdrucksformen des Expressionismus. Besonders die bühnenartigen, gemalten Dekorationen und Kostüme und das ausdrucksbetonte Spiel der Darsteller bilden eine künstlerische Einheit und sind dieser Stilrichtung eigen. Im Jahr der Uraufführung von "Das Cabinett der Dr. Caligari" entstanden, sind die handelnden Figuren zwar - dem Expressionismus typisch - auch namenlos (nur vertypt), doch neben diesen formalen Charakteristika ist die Handlung von Irrationalität und Obskuritäten befreit.

Von morgens bis Mitternacht ist daneben einer der ersten deutschen Filme, die die Verlockungen "der großen Welt" und "der Straße" thematisieren. Damit gilt er als Vorläufer der so genannten Straßenfilme, etwa Karl Grunes Die Straße (1923) und Georg Wilhelm Pabsts Die freudlose Gasse (1925).

Die Uraufführung des Films ist nicht nachweisbar und er wurde wahrscheinlich nur in wenigen Kinos gezeigt. Er galt lange Zeit als verschollen, bis 1962 in Japan eine Kopie auftauchte. 1963 wurde er dann erstmals in Berlin öffentlich aufgeführt.

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TJ