Haben (oder nicht haben)

Dienstag, 3.2.1998 20:00 Audimax
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Und auch zum Abschluß ein Film einer jungen Regisseurin, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht: Gerade arbeitslos geworden, beschließt Alice, alle Brücken hinter sich abzureißen, ihrer Heimatstadt und der Fischfabrik ade zu sagen und in Lyon eine neue Zukunft zu suchen.
Sie quartiert sich in einem Hotel ein und freundet sich sowohl mit dem Nachtportier als auch mit dessen Freund, einem depressiven Bauarbeiter, an.

Gekonnt meistert Laetitia Masson in ihrem Spielfilmdebüt die schwierige Aufgabe, Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Probleme auch im zwischenmenschlichen Bereich so darzustellen, daß sich der Zuschauer in den Film hineingezogen fühlt, unterhalten wird, bei allen Problemen einen leichten und erfüllenden Film vorfindet, ohne daß die "schwierigen" Themen Übergangen werden.

Irgendwann gegen Ende des Films stellt Alice fest: "Dreißig Sekunden am Tag geht's mir gut. Und das auf siebzig Jahre hochgerechnet ist doch nicht schlecht." Der Film hat 90 gute Minuten: das wäre umgerechnet schon das Gutgehen eines halben Jahres...

Ein weiteres exzellentes Filmdebüt: Laetitia Masson, geboren 1967, gehört zu einer Gruppe französischer Filmemacherinnen, die sicherlich noch viel von sich reden machen wird.
"Laetitia Massons melancholisches Meisterwerk verzichtet nicht auf ironische Seitenhiebe. Ein vielversprechendes Debüt, das menschlicher Selbstbestimmung ein kleines Quentchen mehr an Kraft und Vermögen einräumt als dem Zwang der Verhältnisse." (filmdienst)

AH