Perfect Blue

Mittwoch, 4.7.2012 20:45  ! Programmkino Rex
0:00 Perfect Blue

Mima ist Sängerin in einer Girlgroup. Auf eher lustloses Anraten ihres Agenten, aber gegen den entschiedenen Protest ihrer persönlichen Managerin und mütterlichen Freundin Rumi und zum Entsetzen ihrer treuen Fans entschließt sie sich, die Band zu verlassen und eine Karriere als Schauspielerin einzuschlagen. Sie bekommt eine Rolle in einer harten TV-Serie, was den Ruin ihres bis dahin sorgsam gepflegten unschuldigen Bildes in der Öffentlichkeit bedeutet. Wegen Schuldgefühlen den anderen Bandmitgliedern gegenüber ohnehin verunsichert und durch die neuen Anforderungen von Selbstzweifeln geplagt, scheint sie zu allem Übel auch noch von einem fanatischen Fan verfolgt zu werden. Und dann taucht vor ihren Augen eine Doppelgängerin auf, die aussieht wie eine Verkörperung ihres cleanen Pop-Images, das leichtfüssig um sie herumtänzelt und behauptet, ihr wahres Ich zu sein, das von ihr verraten wurde. Und als schliesslich...

"Dr. Caligari goes Anime" (epd Film)

"Wenn Alfred Hitchcock mit Walt Disney zusammengearbeitet hätte, wäre dieser Film dabei herausgekommen." (Roger Corman)

Sind diese beiden Zitate zweifellos als Komplimente gemeint, so zeigen sie doch auch die, angesichts des unbekannt ernsthaften, von allen gewohnten Beschränkungen auf eine kindliche / jugendliche Zielgruppe befreiten, Gebrauchs des Mediums Animation, weit verbreitete Orientierungslosigkeit der westlichen Zuschauer, die Autoren dann zu solch holprigen Vergleichen greifen lässt. Wer jedoch, unbefangen von bisherigen Vorstellungen über die Möglichkeiten des Animationsfilms, sich für dieses Werk öffnet, entdeckt einen ebenso faszinierenden wie auch verstörenden Exponenten für die latente Identitätskrise des Individuums in einer Gesellschaft, in der es sich immer vielfältigeren und zunehmend auseinanderstrebenden Rollenerwartungen gegenübersieht. Werden diese auch noch medial transportiert und dadurch jederzeit überall präsent, gerät die Aufrechterhaltung einer konsistenten Persönlichkeitsstruktur zur selbstzerstörerischen Überforderung. "Perfect Blue" reflektiert diesen Umstand sogar in seiner Ästhetik, indem er gegenüber der dem Medium immanent beschränkten Mimik und diskontinuierlichen Beweglichkeit der Charaktere, die unbelebten Hintergründe detailreich und realistisch ausgestaltet, so daß die Figuren davor diffuser und unwirklicher erscheinen

 

"Satoshi Kons Animationsfilm ist ein Meisterwerk, das über alle Genrezuweisungen erhaben scheint." (Splatting Image)

"...ein weiteres Beispiel für die japanische Meisterschaft, Themen des "realen Lebens" für ein zweidimensionales, gezeichnetes Format zu fiktionalisieren." (Filmdienst)

"'Perfect Blue' ... ist ein solches Stück von erheblicher Bedeutungstiefe." (FAZ)

"Ob Komödien, Tragödien oder Dramen mit dokumentarischem Charakter: das japanische Anime gehört zu der vielseitigsten Gattung, die das Kino zu bieten hat." (Filmdienst)

 

Weitere Filme der "GENRE: Japanische Animationskunst für Anfänger" Reihe:


Mittwoch, 02.05. - REX - 20:45Uhr   Das Schloss im Himmel

Dienstag, 22.05. - Audimax - 20:00Uhr   Appleseed OmU

Dienstag, 26.06. - Audimax - 20:00Uhr   Summer Wars OmU

MS