Griffith und Eisenstein kennt jeder - aber wer kennt schon Colin McKenzie? Der neuseeländische Filmpionier, der sein eigenes Filmmaterial aus gestohlenen Eiern herstellte, die erste Kamerafahrt der Filmgeschichte durchführte und bereits 1908 mit synchronem Ton drehte, ist leider in Vergessenheit geraten - nicht zuletzt deshalb, weil ihm so fatale Fehler unterliefen, den ersten Tonfilm ausschließlich mit Chinesen zu besetzten und dann nicht zu synchronisieren.
Was noch eines der harmlosesten Beispiele ist. Dankenswerter Weise hat ein anderer großer neuseeländischer Filmemacher, Peter Jackson, dem wir u.a. Braindead, The Frighteners und Heavenly Creatures verdanken, nun einen Film über Colin McKenzie gedreht, der so urkomisch ist, daß niemand, der ihn gesehen hat, Colin McKenzie je wieder vergessen wird: eine späte, doch gerechte Rehabilitierung, denn was wäre das Kino ohne Kamerafahrten?
Sicherlich hätte es z. B. keine Roadmovies gegeben, und somit auch nicht den Film, den wir Euch nach Jacksons pfiffigen Streich zum Jubliäum des Kinos zeigen - und das wäre äußerst schade, denn Die neue Mutter schafft, was kaum vereinbar scheint: der Film vereint die positiven Elemente unserer Semesterauftakt-Roadmovies: Action und Gags von Knockin´ on Heaven´s Door verbinden sich mit einer sympathischen, ergreifenden Geschichte wie Broken Silence:
Ein lettischer Vater bricht mit seinem Sohn Elvis auf, um diesem ein besseres Leben im Westen zu ermöglichen. Er weiß auch schon genau, wohin es geht: vor unzähligen Jahren hatte er eine niederländische Brieffreundin, die er zwar nie persönlich getroffen hat, mit der er sich aber per Post unsterbliche Liebe geschworen hat. Und dieses Versprechen will er jetzt einlösen.
Schon der Weg ist nicht so einfach: wenn man eine Sprache nicht so gut spricht, kann es schon passieren, daß man von der Polizei verfolgt wird, weil man durch die Fußgängerzone fährt, oder in einer Kneipe Probleme bekommt, die "Alle Gerichte nur 12,- DM" anbieten, wenn man dann "Alle Gerichte" bestellt.
Und als die beiden - obwohl sie Auto und Geld verloren haben - am Ziel angekommen sind, ist der Film noch lange nicht zu Ende - und alles scheint irgendwie verkehrt zu laufen. Einfach ein Film, den man gesehen haben muß.
Filmbeginn Forgotten Silver: 20 Uhr, Filmbeginn Die neue Mutter: 21 Uhr, Eintritt für beide zusammen 3,- DM.