Einmal Millionär sein

Mittwoch, 9.7.1958 18:45  ! Köhlersaal
18:45 Einmal Millionär sein

Programmheft SoSe 1958:

Alec Guinness. In Einmal Millionär sein (9. Juni) hat er den kleinen und unscheinbaren Bankbeamten Holland darzustellen, der — ein Muster von Korrektheit und Pedanterie — offenbar vorzüglich geeignet ist, den Transport von Goldbarren zu überwachen, ansonsten aber so beschränkt, daß es zu einer anderen Tätigkeit bei ihm nicht langt. Aber der Schein trügt — während seiner zwanzigjährigen Tätigkeit reift in ihm ein Plan, wie er einen so vollkommenen Überfall auf seinen eigenen Transport ins Werk setzen könnte, daß auf ihn nicht der geringst Verdacht fällt und er sogar noch als der Held des Tages für sein vorbildliches Verhalten bei dem Überfall gefeiert wird.

Am Anfang des Films sehen wir Herrn Holland zusammen mit einem freundlichen Herrn am Tisch sitzen, dem er — während er hier eine Banknote spendet und dort ein paar Scheine überreicht — seine Geschichte erzählt, die dann in der Rückblende vor uns abläuft. Ein Kabinettstück für sich und eine schauspielerische Meisterleistung stellt jene Szene dar, in der Holland seinen Hausgenossen und Kitschfabrikanten Pendelburg — der freilich in seiner Freizeit höheren ldealen huldigt — während dieser an einer Statue herummeißelt, lauernd umkreist, ihm die Lösung des Problems suggeriert, wie das geraubte Gold ins Ausland zu bringen sei und ihn schließlich als Komplizen gewinnt. — Da sie beide aber absolute „Anfänger" sind und noch über keine einschlägigen Erfahrungen verfügen, benötigen sie zu ihrer Unterstützung „Fachleute" und es gelingt ihnen, auf ebenso naive wie raffinierte Art zwei berufsmäßige Gauner anzuheuern. So klappt endlich alles wie am Schnürchen, und Holland und sein Freund Pendelberg hätten längst im sicheren Ausland sitzen können, wenn nicht eben jene Kette von winzigen und lächerlichen Zufällen wäre, die sie schließlich doch nach England zurücklockt und ausgerechnet auf eine Ausstellung Scotland Yards, wo sofort eine wilde Verfolgungsjagd auf sie einsetzt — zum größten Entzücken der Ausstellungsbesucher, die das ganze für eine wunderbar realistisch durchgeführte „Show" halten.

Am Ende des Films sehen wir wieder die Einstellung vom Anfang: Holland beendet seine Erzählung, er und der freundliche Herr neben ihm erheben sich, und erst da bemerkt der Zuschauer . . . aber nein, dieser kleine Gag ist so hübsch, daß wir ihn demjenigen nicht verraten wollen, der ihn noch nicht kennt.