Die seltsamen Wege des Pater Brown

Mittwoch, 18.6.1958 18:45  ! Köhlersaal
18:45 Die seltsamen Wege des Pater Brown

Programmheft SoSe 1961:

In dieser, nach G. K. Chesterstons geistlichen Kriminalgeschichten gedrehten Filmkomödie soll ein kostbares Augustiner-Kreuz nach Rom gebracht werden.
Pater Brown, der außerdem ein erfolgreicher Amateurdetektiv ist, übernimmt selbst den Transport. Das Kreuz wird ihm auf unerklärliche Weise gestohlen. Nach ergötzlichen Abenteuern, bei denen Pater Brown von Scotland Yard verfolgt wird, findet Pater Brown nicht nur das Kreuz, sondern auch den langgesuchten Meisterdieb, den er zu menschlicher Einsicht bringt und der Kirche zurückgewinnt.

Mit seinen listigen verschmitzten Äuglein wird uns dieser Pater Brown — meisterhaft dargestellt von Alec Guinness — vom ersten Augenblick an eine liebenswerte Figur. Unbeirrbaren Herzens und mit gewitztem Verstand schlägt er Scotland Yard ein Schnippchen als Privatdetektiv auf eigene Faust mit philosophischer Heiterkeit um der Nächstenliebe willen. Pater Brown meistert die böse Wirklichkeit mit Humor (und mit Jiu-Jitsu) und findet den Verbrecher nicht nur als Detektiv aus Leidenschaft, sondern gewinnt ihn als Freund mit dem Herzen des verzeihenden Priesters.

Ohne den Boden der Realität zu verlassen, wird beides mit viel Ironie durcheinandergeworfen, und vom Drehbuchautor und Regisseur Robert Hamer mit psychologischer Einfühlung durchgezeichnet.

In Verbindung mit der unaufdringlichen Regie Robert Hamers ist der Film mehr als nur Unterhaltung; die humorvolle Lebensweisheit des unorthodoxen Priesters wird in seiner Bildwirkung unvergeßlich bleiben.


 

Aus dem Programmheft SoSe 1958:

[Alec Guiness begibt sich in] Die seltsamen Wege des Pater Brown (18. Juni) nun selbst auf die Jagd nach einem Räuber, der ein außerodentlich wertvolles Kreuz des heiligen Augustinus gestohlen hat. Freilich muß dazugesagt werden, daß eben dieses Kreuz zuvor ihm, dem Pater Brown selbst, geraubt worden war, der er den Transport des Kreuzes übernommen hatte, damit es gerade nicht in die Hände des berüchtigten Kunsträubers Flambeau fallen sollte. Denn als ihn sein Bischof um Rat gefragt hatte, wie man jenes Kreuz wohl am sichersten nach Rom schaffen könnte, da hatte er sich selbst erboten‚ für den Transport zu sorgen, da er glaubte, als Priester unter den vielen Rompilgern dem Räuber am wenigsten aufzufallen. Aber ehe er sich's versah, hatte sich dieser bereits — als Amtsbruder getarnt — an ihn herangemacht, ihn in eine Falle gelockt und ihm das Kreuz abgenommen. Daraufhin begibt sich Pater Brown selbst auf die Suche nach dem Räuber, den er schließlich auch aufspürt. Da es aber dem Pfarrer-Detektiv weniger um den Vollzug der irdischen Gerechtigkeit geht als um das Seelenheil des Räubers, hilft er ihm schließlich sogar, der Polizei ein Schnippchen zu schlagen und zu entkommen.

Der „evangelische Filmbeobachter" lehnt diesen Film ab. Die katholische Filmkommission für Deutschland aber glaubte nicht, durch ihn eine Schädigung des Ansehens der katholischen Kirche und ihres Priesterstandes befürchten zu müssen. So wurde er kurzerhand auf die Jahresbestliste 1954 der katholischen Filmliga gesetzt. Und die „Filmbewertungsstelle der Länder" tat ein übriges, indem sie ihm das Prädikat „besonders wertvoll" erteilte.