Liang Shan-Po und Tschu Ying-Tai

Mittwoch, 20.1.1960 20:30  ! Köhlersaal
20:30 Liang Shan-Po und Tschu Ying-Tai

Programmheft WS 1959/1960:

Dieser erste chinesische Farbfilm ist die Wiedergabe einer chinesischen Theateraufführung des gleichnamigen Stückes, nach unserer Theaterterminologie einer Oper, wenngleich es im chinesischen Theater eine Trennung zwischen Schauspiel und Oper nicht gibt. Filmische Effekte fehlen hier absichtlich, da man nur eine besonders erfolgreiche Inszenierung festhalten und damit einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. Filmisch bemerkenswert ist allerdings, daß es gelungen ist, die ganze Schönheit der Farbgebung mit all ihren, Valeurs von der Realität der Theateraufführung in den Film zu übertragen, Der Film läuft in der Originalfassung, doch sind vor den einzelnen Szenen Titel mit dem jeweiligen Inhalt. So bekommt man einen tiefen Eindruck in eine fremde Kultur und die alte, traditionsreiche Welt des chinesischen Theaters.

LIANG SHAN-PO, eine der populärsten chinesischen Opern, wurde nach einem im 8. Jahrhundert entstandenen Märchen geschaffen, das von der Liebe der 16jährigen Tschu Ying-Tai erzählt, die sich als Mann verkleidet, um an der berühmten Universität von Chang Tschou studieren zu dürfen. Sie lernt dort den gleichaltrigen Liang Shan-Po kennen und lieben, ohne dem Freund zu entdecken, daß sie ein Mädchen ist. Erst als ihr Vater sie zurückruft, um sie einem anderen zu vermählen, vertraut sie sich der Frau des Hauses, in dem sie beide wohnen, an und überläßt es ihr, Liang Shan-Po die Wahrheit zu sagen. Als dieser von der Verkleidung des „Freundes” und der Liebe des Mädchens Tschu erfährt, reist er ihr sofort nach, um sie zu heiraten. Doch nach den strengen Familiengesetzen gibt es keine Änderung des väterlichen Entscheides. Der Schmerz darüber, daß er das geliebte Mädchen niemals zur Frau haben wird, ist so groß, daß er in seine Heimat zurückgekehrt stirbt. Auf der Reise zu ihrem Hochzeitsort kommt Tschu Ying-Tai am Grab des Geliebten vorbei.
Trauernd nimmt sie von ihm Abschied, da erhebt sich ein mächtiger Sturm, das Grab öffnet sich und nimmt sie auf. Als glückliche Schmetterlinge begegnen sich die unglücklich Liebenden im Jenseits.
„Alle zarte Lyrik und grazile Feinheit, die uns bei den meisten chinesischen Kunstwerken, mag es sich um Gedichte oder Tuschezeichnungen handeln, Bewunderung abnötigen, haben auch in diesem ersten chinesischen Farbfilm ihren Niederschlag gefunden." (Ev. Filmbeobachter)

Vorfilm: Inspiration (Tschech. Trickfilm)