
Programmheft WS 1960/1961:
„Der Siegeszug des Tonfilms wurde von René Clair zunächst mit Mißtrauen beobachtet. Als Clair mit ‚Sous Ies toits de Paris.’ seinen ersten Tonfilm drehte, wandte er seine ganze Aufmerksamkeit daran, die filmische Sprache des bewegten Bildes nicht durch das gesprochene Wort verdrängen zu lassen. Der Film wurde jedoch gerade durch die sparsame. Verwendung des Wortes zu einem der frühesten Beispiele einer künstlerischen Bewältigung der Probleme des Tonfilms, gleichzeitig schuf der Regisseur von ‚Sous Ies tois de Paris.’ zum ersten Male jene verklärte, poetische Welt der kleinen Vorstadtgassen, der melancholischen Chansons und der proletarischen Romanzen: ‚le monde René CIair’.”
(H. J. Furian u. R. Stein in „Cineaste")
„René Clairs bezeichnende Typengalerie gruppierte sich auch in diesem Film um die Hauptpersonen. Da war die falsch singende korpulente Dame, der brutale Detektiv, der blinde Straßensänger und der magere Buchhalter, der warme Fußbäder nahm und Gesang haßte — solange er nicht selbst seine Stimme erhob. Da war auch die schlampige und streitsüchtige Portiersfrau und nicht zuletzt der konventionelle Schurke mit kräftigem Unterkiefer, zynischem Bärtchen nebst Revolver. Mit ihm parodierte Clair eine gewisse Richtung in Hollywood, das er ehrlich verabscheute. Das konnte er sich leisten, denn inzwischen war er in die vorderste Reihe international anerkannter Regisseure gerückt..."
(R. Waldekrenz u. V. Arpe „Das Buch vom Film")
„Da ist vor allem die Fotografie, diskret und delikat zugleich, das Spiel des Helldunkel, die schmiegsame Kamera, die über Dächer gleitet und in Fenster schaut und auf einem koketten Mädchenantlitz ebenso lange und zärtlich verweilt wie auf den Gegenständen, die unheimlich lebendig werden. Subjektive lmpression verbindet sich mit objektiver Exaktheit, graziöser Humor und Tragikomik der Situation mit den immer bedrohlichen Hintergründen des Daseins.
Das Soziale wird nicht gepredigt, sondern ergibt sich nebenbei. Niemals lügt die Kamera, niemals werden die gesellschaftlichen Kontraste propagandistisch ausgespielt. Sie sind einfach da, und wir sehen Menschen, keine Typen.”
(A. Bauer in der „Neuen Zeitung”)