
Programmheft WS 1960/1961:
Filmtitel übertreiben. Wir sind nicht alle Mörder. Auch im französischen Film, der so heißt, sind nicht alle Mörder. Dort sind nicht einmal alle Mörder Mörder.
Manche Mörder, so meint der Film, sind Opfer wie ihre Opfer.
Der eine ist ein Opfer der Zeit: als Jugendlicher gerät er in die Widerstandsbewegung, tötet im Auftrag als Held und findet sich eines Tages verwirrt als Mörder wieder. Der andere ist Opfer seiner Herkunft: als Korse ans Gesetz der Blutrache gewöhnt, vergilt er Blut mit BIut und findet sich verwirrt als Mörder‚ wieder. Der dritte Mörder ist gar keiner, sondern ein Opfer der Justiz. Der vierte ist ein wirklicher‚ vertierter Mörder: an seinem eigenen Kind. Vier Fälle. Vier Mörder? Alle vier werden zum Tode verurteilt und finden sich in der Todeszelle, die nicht nur des Zuchthauses, sondern auch des Films innerste Zelle ist, das Zentrum, um das alles kreist: die Gedanken, die Kamera, die ungelösten Fragen.
Wir sind nicht alle Mörder. Doch an aller Schuld auf Erden, so ist's wohl gemeint, haben alle Anteil: durch die Härte der Herzen, die Trägheit des Denkens, den Schlaf der Gewissen. Mit rabiater Kraft und dem wilden Willen zur Wahrheit attakiert dieser kühne und kunstvolle Film Frankreichs Justiz und jedermanns Gewissen...