Porte des Lilas

Mittwoch, 7.6.1961 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Porte des Lilas

Programmheft SoSe 1961:

In die kärgliche Behausung des Tagediebes Juju und seines Artisten-Freundes flüchtet ein steckbrieflich gesuchter Mörder. Aus der zunächst erzwungenen Duldung des Fremden erwächst Freundschaft, zumindest bei Juju, der in dem Verfolgten so etwas wie einen Bruder sieht. Und Juju, der bisher zu nichts nütze war, hat plötzlich eine Aufgabe: Pierre zu schützen, ihm einen Anzug zu besorgen, ja sogar ihm Liebesbriefe zuzustellen von dem Mädchen Maria, das er, der Taugenichts, eigentlich selbst liebt. Erst als Juju mit Schrecken erkennen muß, daß er seine Liebe an einen Unwürdigen verschwendete, daß der flüchtige Pierre Maria nur um des lieben Geldes willen an der Nase herumgeführt hat, wird aus dem Helfer der Rächer.

Das außergewöhnliche Erlebnis dieses Filmes heißt Pierre Brasseur: Sein täppischer Juju, der Bär mit dem Kinderherzen, ist bis in die letzte Geste eine meisterhafte Charakterstudie. Als sein Kumpel, um eine Nuance härter in seinen Reaktionen, zeichnet Georges Brassens den Artisten: Hintergründig, bescheiden und anständig selbst einem Mörder gegenüber.

(Filmwoche)

Seit SCHWEIGEN IST GOLD spricht René Clair zum erstenmal wieder am vernehmbarsten mit seinem offenen Gemüt. Seinen blitzend klaren Geist hat er in den Hintergrund verbannt. Und mit welcher Meisterschaft erzählt der zum Fabulieren so reich Begabte diese sinnige Offenbarung vom einfachen Leben und von wirklicher Freundschaft! Beispielhaft ist allein schon die Art, wie René Clair den Verbrecher Pierre darstellt. Nicht in einer Rückblende oder gar nur mit Worten schildert er dessen Geschichte: Kinder von der Straße spielen sie — im Seifenkistenauto und mit der Maschinenpistole aus Holz! — Mit hoher Kunst gestaltet und von hervorragenden Schauspielern dargeboten.

(Filmbeobachter)