Die Braut war viel zu schön

Mittwoch, 6.12.1961 20:30  ! Köhlersaal
20:30 Die Braut war viel zu schön

Programmheft WS 1961/1962:

Ein Film, der sehr viel und frech plaudert, um Brigitte Bardot in allen Lebenslagen eines Foto-Mannequins zu zeigen. „Cover-Girl" ist die Fachbezeichnung für diese gut aussehenden Geschöpfe, die die Titelseiten mondäner Mode-Illustrierten schmücken, um hernach, als Publikumsliebling gemanaged, für mancherlei Werbezwecke immer wieder Modell zu stehen, zu fahren und zu filmen.
Die Bardot also wird von der smarten Chefin eines solchen Journals entdeckt und „gemacht". Später engagiert man noch einen blonden Schauspieler dazu, um auch über Liebe, Verlobung und Heirat „Reportagen" machen zu können.
Beim Arrangement von alledem steht der Chefin ihr junger erster Redakteur zur Seite, der sie heiraten soll, sobald ihre Scheidung erreicht ist. Daß aus diesem haltlosen Herrn und dem ebenso reizvollen wie geistverlassenen Fotomodell am Schluß ein Paar wird, bewirkt das Drehbuch recht langwierig und schwierig, mit mancherlei Einlagen (z. B. einem Werbefilmchen für Strümpfe) und Verzögerungen, jedoch ohne langweilig zu werden: dafür sorgt der saloppe Ton des Illustrierten-Milieus und eine gewisse bildliche Fülle, die sich aus dem Thema ergibt. Geschmacklich bedenklich wird die Geschichte erst, als bei der „Hochzeitsreportage" der Redakteur für den Schauspieler einspringen muß, so daß das Mädchen von der Aufnahme vorm Altar an bis zu abschließenden Szene auf dem Bettrand des Hochzeitsgemaches seinen heimlichen Wunschtraum erfüllt sieht — allerdings nur als Bildserie. Nun will sie ihren Traum aber auch zu Ende erleben und klopft im Nachthemd an alle Türen, hinter denen ein Mann zu vermuten ist. Bis der Richtige sie schließlich im Park erjagt. So erzählt, klingt es gröber als der Film es meint und macht, nämlich grotesk mit leicht spöttischem Witz. Wenn Bedenken anzumelden sind, so beziehen sie sich zwar auch auf die vielerlei körperlichen Indiskretionen (den eigentlichen Zweck des Streifens), doch fast noch mehr auf den schnöden Tonfall des Milieus, der nur zu getreu getroffen ist.

(Katholischer Filmdienst)

Ohne Charme und mit noch weniger Geschmack wird da eine Persiflage auf die Indiskretion heutiger Massenmagazine versucht, deren Bildreportagen proportional zu steigender Auflagenhöhe menschliches Gefühl und Takt hemmungslos mißbrauchen, intimstes Geschehen zum „Knüller" eines erotischen Titelseitenklischees gerinnen lassen. An Skrupellosigkeit schlecht zu überbieten. Wir lehnen ab.

(Evangelischer Filmbeobachter)