Fräulein Julie

Mittwoch, 18.7.1962 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Fräulein Julie

Programmheft SoSe 1962:

Diesem Film, der 1951 in Cannes mit dem großen Preis ausgezeichnet wurde, liegt August Strindbergs berühmter Einakter zugrunde. Es ist die Geschichte der Aristokratentochter Julie, die von ihrer Mutter wie ein Knabe erzogen wird und zu einem seltsamen Zwittergeschöpf heranwächst, das die Peitsche schwingt, sich aber gleichzeitig danach sehnt, sie selbst zu spüren.

Bei dem Zusammmentreffen mit dem Kutscher Jean bricht ihr Stolz und Hochmut zusammen. Sie erzählt ihm ihre Jugenderlebnisse und spricht zu ihm, wie zu einem Psychiater, aber der Kutscher reagiert auf diese Bekenntnisse, wie es seiner Natur entspricht, grob, ängstlich und ohne jedes Verständnis. An diesem Mißverstehen zerbricht dann auch die herrische Julie.

„Die eigentliche Tat dieses entschieden denkwürdigen Films ist es, dem Kunstmittel der Rückblendung neue Möglichkeiten gewiesen zu haben. Schon bisher war es das Vorrecht des Films, jedes epische Nacheinander in ein Nebeneinander zu verwandeln. Sjöberg demonstriert, wie groß noch immer die unentdeckten Welten des Films sind, wenn er eine Mehrzahl von Handlungsebenen in der optischen Gleichzeitigkeit zusammenfaßt: da ist wieder alle Wahrscheinlichkeit alles zugleich im bewegten Bild, und man ist angesichts einer filmischen Surrealistik, die jeden Einspruch der Vernunft zuschanden macht, gebannt und verzaubert."

(Tagesspiegel, Berlin)