La Strada - Das Lied der Straße

Mittwoch, 8.5.1963 21:00  ! Köhlersaal
21:00 La Strada - Das Lied der Straße

Fellinis Meisterwerk: Die Beziehung zwischen der naiven Gelsomina und dem kraftstrotzenden Zampano wurde zu einem Welterfolg und zu einem Klassiker der Filmkunst. Das Lexikon des Internationalen Films schreibt über den Klassiker, der vor 50 Jahren mit dem Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet wurde: „Ob als eine simple Geschichte über menschliche Beziehungen oder als Allegorie verstanden – der durch den Zusammenklang aller künstlerischen Faktoren erzielten Intensität wird sich kaum ein Zuschauer entziehen können.“


Programmheft WS 1994/1995:

Mit dieser poetisch-bizarren Tragödie entfernte sich Fellini erstmals vom Neorealismus. Der Film, der heute noch zu den Höhepunkten der Filmgeschichte zählt, hat neben der sozialen eine humane und eine christliche Ebene. Die simple Geschichte über menschliche Beziehungen erhielt u. a. einen Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film und einen Silbernen Löwen auf der Biennale Venedig 1954. Der Neorealismus, anfangs auf Grund finanzieller Zwänge auf Laiendarsteller und einfache Ausstattung bedacht, bekam mit der Anerkennung auch finanzielle Unterstützung. Fellini konnte daher den schon damals überragenden Anthony Quinn einkaufen. Als Jahrmarkt-Artist Zampano unterwirft er das einfältige Dorfmädchen Gelsomina (Guiletta Masina, Fellinis Ehefrau, ✝ 1994), um es zu seiner Assistentin und Sklavin abzurichten. Sie aber betet den seiltanzenden Narren Matto an...

Fellini reduziert die Beziehung der beiden auf zwei Kernpunkte: die Ausbeutung der Frau durch den Mann, seine patriarchalische Verständnislosigkeit — ein nüchtern sozialkritischer Aspekt; und außerdem die Überzeugung, daß auch das unscheinbarste Leben einen Sinn hat, daß die Liebe etwas bewirken kann.

Ebenso berühmt wie Fellinis großartiges Meisterwerk: die grandiose Musik dazu von Nino Rota, der über Jahre hinweg zu allen Fellini Filmen komponierte.

«La Strada ist entstanden aus der Vorstellung von einem Mann und einer Frau, die äußerlich zusammen leben, aber in ihrem Innern durch astronomische Weiten voneinander getrennt sind. Dann kam mir die Überzeugung, daß man dieses Paar auf einer langen Reise erleben müßte, um die Vorstellung von der inneren Rastlosigkeit und Unstetigkeit zu vermitteln. So war eine der ersten Szenen, die ich in meiner Vorstellung sah, jenes Bild, da das Paar am Strand des Meeres ankommt und die Frau die Frage stellt, wo ihr Zuhause liegt...» (Federico Fellini 1955)

«Welche Kunstgattung wäre berufener als der Film, der Straße Leben einzuhauchen: daß sie in Bildern von einmaliger Ausdruckskraft vorbeizieht am dahinratternden Motor-Dreirad des Artisten Zampano, des Kraftmenschen mit der Seele eines Tigers. [...] Fellinis berühmtes Meisterwerk, das von dem demütigen Dienst eines Mädchens an der Seite eines gewalttätigen Jahrmarktartisten erzählt, gewann zurecht in Venedig. Auch Charlie Chaplin schämte sich seiner Tränen nicht, als es wieder hell wurde im Filmpalast am Lido. [...] Guiletta Masina ist die Entdeckung des Films, eine Art weiblicher Chaplin, über deren Gesicht auch die geringste Gemütserregung sichtbar hinläuft wie ein Windstoß über ein Ährenfeld.” (filmdienst 1956)