Nur die Sonne war Zeuge

Mittwoch, 5.5.1965 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Nur die Sonne war Zeuge

Programmheft SoSe 1965:

René Clément (geb. 1913) begann mit Dokumentarfilmen, zuletzt während des Krieges für die französische Eisenbahngesellschaft SNCF. Daher handelte auch sein erster bemerkenswerter Film »Schienenschlacht« (La Bataille du rail, 1945) von dem Widerstandskampf der Eisenbahner im besetzten Frankreich. Mit »Rendez-vous in Paris« (Le Chateau de verre, 1950) näherte er sich der Wirklichkeit. Realistische und poetische Elemente wechseIn in seinem Meisterwerk »Verbotene SpieIe« (Jeux interdits, 1952). In »Liebling der Frauen« (Monsieur Ripois, 1954) zeichnet Clement das Portrait eines modernen Don Juan (mit Gerard Philippe). Für »Gervaise« (1956) nimmt er Zolas Elendsstudie zur Zeit Napoleons lll. zum Vorbild. In seinen späteren Werken bleibt Clement in dem Rahmen des jeweiligen Genres. Aus der Epoche der französischen »Neuen Welle« stammt als herausragendes Werk die originell inszenierte Kriminalgeschichte »Nur die Sonne war Zeuge« (Plein Soleil, 1960). »Nur die Sonne war Zeuge« ist ein Film, der fasziniert und kalt läßt in einem. Er besticht durch die hohe Kunst seines Regisseurs wie er unbefriedigt läßt durch die Geschichte, die erzählt wird.

Greenleaf, ein amerikanischer Millionär, hat Tom Ripley (Delon), den sozial minderbemittelten Schulfreund seines müßiggängerischen Sohnes Philippe (Ronet), hinter diesem her nach Italien geschickt, damit er ihn zu den väterlichen Geschäften nach Hause hole. Da Toms Mission scheitert — er, Philippe und dessen Geliebte Marge (Laforet) genießen schließlich unbekümmert den italienischen Sommer—, ruft der Millionär ihn ungnädig zurück.Aber Tom, nachdem er einmal den Platz an der Sonne genossen hat, ist grausam entschlossen, nicht mehr in sein dürftiges Dasein zurückzukehren: er beseitigt Philippe so geschickt, daß er Zeit und Gelegenheit hat, dessen Weiterleben solange vorzutäuschen, bis er sein Geld vom Bankkonto abgehoben hat. Dann läßt Tom Philippe Selbstmord begehen. Niemand schöpft Verdacht, nicht einmal Marge, die Tom zu seiner Geliebten macht — bis ein dummer Zufall Toms Doppelspiel aufkippen läßt.