Nachtasyl

Erstzfilm "Wer erschoss Salvatore G."

Mittwoch, 11.1.1967 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Nachtasyl

Programmheft WS 1966/1967:

Die Handlung spielt im vorigen Jahrhundert in einer verkommenen Herberge eines Elendsviertels im alten Edo (wie Tokio damals hieß). Hier hat sich eine zweifelhafte Gesellschaft von Trinkern, Falschspielern, Dieben. Zuhältern und Dirnen zusammengefunden. Ein buddhistischer Priester, der für kurze Zeit bei ihnen bleibt, versucht als einziger, den andern zu helfen und ein wenig Hoffnung in ihre trostlose Existenz zu bringen.

Die Herbergswirtin Osugi liebt den Dieb Sutekichi, der seinerseits aber Okayo, ihre jüngere Schwester umwirbt. Er will mit ihr fliehen und ein neues Leben anfangen, doch sie traut seinen Versprechungen nicht. Osugi verspricht ihm die Hand ihrer Schwester, wenn er ihren Mann umbringt. Bei einem Streit zwischen den Schwestern kommt Sutekichi Okayo zu Hilfe und tötet dabei durch einen unglücklichen Zufall den Wirt. Okayo kommt ins Krankenhaus, Sutekichi muß ins Gefängnis, während der Pilger weiterzieht, die Bewohner fallen in ihre alte Hoffnungslosigkeit und Selbstsucht zurück. Als sie bei einer Feier erfahren, daß einer von ihnen sich erhängt hat, ist ihr einziger Kommentar: „Muß der uns das Lied verderben, der Narr!“...

Kurosawa inszenierte den Film wie eine Theateraufführung: vierzig Tage probte er vor Drehbeginn im Atelier die 22 Szenen des Drehbuchs mit allen Darstellern und dem gesamten Stab. Jede Szene wurde von drei verschiedenen Standpunkten aus aufgenommen. Die Anfangsszene mit ihrem Kameraschwenk um das Tal, in dem sich die Herberge befindet, macht deutlich, daß aus diesem Milieu kein sinnvolles Ausbrechen möglich ist. Im Gegensatz zu anderen Filmen Kurosawas kommt der Montage geringere Bedeutung zu: ausgedehnte Kamerafahrten und -schwenks, lange Einstellungen (die Szene auf dem Hof) werden bevorzugt, nur in der Tanzszene arbeitet Kurosawa mit kontrastierenden Schnitten... Die Beschränkung auf wenige Interieurs und das vollendete Ensemblespiel der Darsteller geben dem Film seine einzigartige stilistische Geschlossenheit.