
Programmheft WS 1966/1967:
„Wer möchte nicht in Fried und Eintracht leben, doch die Verhältnisse . . .“ Weil sie nie danach waren, für den vor seiner Entlassung stehenden Häftling Piszczky nämlich, legt er auch keinen Wert auf das verfängliche Glück der Freiheit, wie er dem Gefängnisdirektor versichert, das ihn draußen erwartet. Er möchte viel lieber hinter den vertraulichen Gittern bleiben, die ihn, gemessen an seinen Erfahrungen draußen, wie ein Plätzchen an der Sonne dünken. In Rückblenden erfahren wir die Geschichte seines Lebens: Viel Steine, wenig Brot, war schon in der Kindheit sein Los. In der Damenschneiderei seines Vaters setzt es mehr Püffe als Anerkennung. Weil den Mitschülern seine Ohren nicht gefallen, wird er einmütig zum Prügelknaben erkoren. Da lächelt ihm das Glück in Gestalt einer Trompete. Es gelingt ihm, in der staatlichen Jugendorganisation zur Zufriedenheit des Bataillionschefs Appell zu blasen; doch nicht lange. Sein Schicksalsschlag heißt Nießpulver, von neidischer Hand in das Blasinstrument manövriert. Statt Lorbeeren erntet er einen Fußtritt. An der Universität, wo er sich dem Studium der Rechte zuwendet, erregt seine Nase Ärgernis. Sie erscheint den Kommilitonen nach Schnitt und Größe jüdischer Provenienz, weshalb er wieder Prügel erhält. Als die causa sine culpa erwiesen ist, werden ihm als Wiedergutmachung Privatstunden im Hause eines Majors verschafft. Hier winkt ihm das Glück in Gestalt des schönen Töchterleins Jola. Doch sie ist ein kleines Biest und auch die Frau Mama hat Schlangengrübchen. Da sich der von Liebe Geblendete zur Teilnahme an einem Protestmarsch breitschlagen läßt, versäumt er nicht nur das ersehnte Rendevous mit der Angebeteten, sondern landet — als vermeintlicher Nationalist verprügelt — mit blutigem Schädel in der Ambulanz. Nun möchte er das Studium für eine Uniform eintauschen. denn sie verleiht Macht. Priester- oder Waffenrock? Er entscheidet sich für letzteres, erhält seine Einberufung als Offiziersanwärter und macht sich auf den Weg. Somnambul durchstolpert er die ersten Bombenangriffe im Rübenfeld; seine Kaserne findet er schon längst geräumt; nur eine schöne Uniform hängt vergessen im Spind. Voll Bewunderung schlüpft er hinein — da erscheinen die Deutschen und verhaften den Offizier in Uniform.
Nichts wird man leichter als das, wofür man gehalten wird, erfährt der frischgebackene Held alsbald im Lager und spart nicht mit Frontlatein. Bis der Schwindel aufkommt und die Gefoppten ihm den Aufenthalt zur Hölle machen. Endlich wieder in Warschau, muß er feststellen: über allen Gipfeln Schmu. So wendet er sich, angeregt von der Selbsterhaltungskunst eines Kavalleristen, der seine Uniform rechtzeitig weggeworfen hat, dem Schwarzhandel zu. Das Geschäft floriert; schon lächelt ihm ein schönes Mädchen zu, das für die Resistance arbeitet. Da trifft er in ihrem Kreis einen Offizier aus seinem Lager — nur schnellste Flucht kann ihn retten. Die folgende Mitarbeit in einem — illegalen — Büro für Rechtshilfe lehrt ihn, daß sehr wohl sein kann, was nicht sein darf. Nur gerät er irrtümlich in den Verdacht, Spion zu sein, und wird wieder einmal verhaftet. Nachdem sich der Irrtum geklärt, drängt es ihn nunmehr nach den Wärmestuben der staatlichen Versorgungsapparatur. Dort erdienert er sich bald das Wohlgefallen seines Vorgesetzten. Schon scheint die Gravitation des Glücks zu triumphieren — da wird er denunziert. In ohnmächtiger Wut sucht er den Neider seines Glücks zu erschießen und kommt wegen Mordversuchs ins Gefängnis, wo er so gerne bleiben möchte. Doch die Verhältnisse gestatten es nicht. Mit sanfter Gewalt wird er vor die Tür gesetzt.
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