Ein Pferd für zwei

Mittwoch, 12.7.1967 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Ein Pferd für zwei

Programmheft SoSe 1967:

Zwei junge Schauspieler, Roger Pierre und Jean-Mary Thibault, bislang noch ohne Rang und Namen, verfilmten ein selbstgebasteltes Drehbuch. Das Ergebnis: ein lustiger Film, in dem sie ihre Landsleute auf die Schippe nehmen.

Zwei echte Pariser Lausbuben im echten Twen-Alter stehlen kurz nach der Befreiung durch die Amerikaner einen apfelschimmeligen Gaul. Sie wollen auf diese Weise ihren lieben Mitmenschen zum entbehrten Beefsteak, sich selbst zu den ebenso notwendigen Sous verhelfen. Nun bedarf es keiner weiteren Schilderung, denn ein Pferd im Souterrain-Zimmerchen eines Pariser Vorstadthauses bietet genug Grund zu Zwerchfellerschütterungen — vorausgesetzt, Regisseur und Darsteller verstehen wie hier ihr Handwerk. Natürlich wird Berlingot, so heißt das Pferd, letztlich nicht geschlachtet, denn alle drei haben sich so aneinander gewöhnt, daß sie miteinander durch dick und dünn, durch Schlachthaus und Gefängnis gehen. Finale: Die Diebe sitzen im Knast, den einer von ihnen bereits kannte, der Gaul scharrt traurig vor der Tür zum „Vater Philipp“.

Wer einmal unbeschwert lachen will, findet hier noch manche Überraschung. Da gibt es Kauziges, Drolliges, Clownerien, Ulk und Absurdes. Am ehesten fühlt man sich, wenn man dieses orginelle Gespann Pierre/Thibault überhaupt mit jemandem vergleichen will, an Jacques Tati (Filme: Die Ferien des Monsieur Hulot; Mon Oncle; Tati's Playtime) und an die amerikanische Stummfilmgrotesken (Buster Keaton u. a.) erinnert.

Die Verbindung zu Tati kommt wohl deshalb zustande, weil dieser Film auf weite Strecken auf Pantomime und auf Bild-Gags aufgebaut ist. Das wirkt keineswegs gewollt. „Da, wo Dialog hingehört, wird” gesprochen. Doch meist ergibt sich dies eben aus der Handlung. Die Reminiszenz an die Stummfilmdrolerien bietet sich an, weil bei dem Regisseur das ungeteilte, komödiantische Spaßvergnügen am lustigen Aneinanderreihen von Gags vorherrscht.