Wie ein wilder Stier

Dienstag, 21.1.1997 20:00 Audimax
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"Sie führten ihn, der vorher blind war, zu den Pharisäern. Sie sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist. Jener antwortet nun: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins weiß ich, daß ich blind war und jetzt sehe."
Joh. 9, 24-25. Schlußwidmung WIE EIN WILDER STIER.

Martin Scosese scheint von dem Schauspielerduo Robert De Niro und Joe Pesci angetan zu sein. Hier in WIE EIN WILDER STIER agieren sie zum ersten Mal miteinander, danach unter Scorseses Regie noch in GOOD FELLAS und vor kurzem erst in CASINO. Allen drei Filmen ist gemein, da› sie im Mafia-Milieu spielen.
Nur in WIE EIN WILDER STIER ist Robert de Niro kein Mafiosi (die Mafia versucht nur, ihn vor ihren Karren zu spannen). Hier ist er Boxer, und zwar mit realexistierendem Vorbild: Jake La Motta. Scorsese entwirft ein detailgenaues Psychogramm dieses ungeliebten Weltmeisters von 1949.
Er beschreibt die Atmosphäre offener und latenter Gewalt, die in dessen Privatleben fast genauso wie im Ring existiert. La Motta kann nicht zwischen den beiden Welten unterscheiden, sein Boxstil ist praktisch der verlängerte Arm seiner Psyche: Runde um Runde steckt er ein, um dann kurz vor Schluß aufzudrehen, seinen Gegner mit mörderischen Schlägen auf die Bretter zu schicken. Ähnlich selbstzerstörerisch gibt er sich im Privatleben Eifersuchtsszenen hin, die dann und wann auch mit einem Gewaltausbruch enden.