Ein andalusischer Hund & Das goldene Zeitalter

83-Minuten

Eine Reihe über die Skandale der Filmgeschichte - die oft später als die wahren Geniestreiche erkannt wurden - kann natürlich auf Filme von Luis Buñuel nicht verzichten, und wir zeigen die beiden surrealistischen Meisterwerke, die er zusammen mit einem der anderen großen Genies des letzten Jahrhunderts drehte: Salvador Dalí, der sich auch immer wieder mit Kino beschäftigt hat: man denke an die Traumsequenz in Hitchcocks SPELLBOUND und an die Zusammenarbeit mit Disney, deren Ergebnis DESTINO erst im letzten Jahr fertig gestellt wurde (und in diesem Jahr für den Animations-Kurzfilmoscar nominiert war). Am bekanntesten sind allerdings immer noch die Zusammenarbeit Dalís mit Luis Buñuel: Beide Filme schockierten nicht nur zu ihrer Zeit das Publikum, sondern wirken auch heute noch als experimenteller Angriff auf Sehgewohnheiten und Tabubruch. AH


Das Ergebniss von unserem surrealen Experiment in ecriture automatique anlässlich der Vorführung von un chien andalou und l'age d'or. AR
(bedeutet man gebe Zettel und Stift rum und lasse die Leute darauf schreiben ohne das sie das vorherige sehen! Angefangen haben wir vor dem ersten Film und dann noch mal in der Pasue erweitert leider habe ich keine Informationen wo genau die Pause auf dem Zettel ist) Webmaster

"Der Typ an der Kasse ist ne Knackwurst."

"Menschen mit 'Ego-Problemen' sind extrem nervig."

"Es regnet und das ist nicht schön."

"Aus diesem Grund habe ich seit mehreren Stunden keinen mehr hochgekriegt."

"Jeder Morgen - neues Spucken auf das Portrait meiner Mutter."

"Die farbe war so grell, dass sie weh tat und einen anschreite."

"So tiefe Leute diese Maler.... wow!"

"die glänzen von ihre Stirn hat getropft"

"Und doch schreit die Nackte da Grüne Wörter"

"Ein deutscher ist Papst, nun werden wir auch Weltmeister"

"und das ist der Grund, warum das alles keinen Sinn macht."

"Der Becher ist halb leer!"

"Ratzinger ist Papst!"

"Und so fühle ich mich jeden Morgen."

"ich würde jetzt lieber in den Armen einer Frau liegen."

"Plötzlich überkam mich akute Unlust."

"Ich könnte ein ganzes Schwein verdrücken!"

"Und nun erreichte mich die Geißel der Menschheit."

"Herr Leonhardt, Sie sehen aus wie ein Eichhörnchen."

"Joghurt ist Liebe und es gibt keine Andere Liebe neben ihm."

"Le Mond, le monde, der Papst rockt die Scheiße fett!"

"Da ist grünes licht."

"Die Kuh, die macht muh. Was du alles weißt."

"Das letzte Mal war es einfacher."

"Bin ich im richtigen Film."

"Ich bin gespannt, was der Abend bringt."

"Ratzinger ist Papst"

"Vielleicht ist da noch Platz!"

"Und er sah das große Licht"

"Welches seiner Existenz Sinn gab."

"Wer Geigen durch die gegend schwarzweißt, der tötet auch andalusische Wahnsinnige."

"Ja, weiß ich jetzt auch net so genau, wahrscheinlich!"

So! Das war der Text, getreu überliefert, ohne Hinzufügung oder Änderungen. So schrieb es das Publikum an einem Dienstag im April im AudimaxX, unter dem Einfluss von surrealistischen Filmen. 

Dienstag, 19.4.2005 20:00 Audimax
0:00 Ein andalusischer Hund

Programmheft WS 1960/1961:

Nach der abstrakten Kunst und dem Dadaismus bemächtigte sich nun der Film des Surrealismus... Luis Bunuels „Un chien andaIou” gehört mit „Entr'acte” von René Clair zu den Meisterwerken der Avantgarde. „Schön wie die Begegnung eines Regenschirmes und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch”, dieser Ausspruch von Lautréamont war für die Surrealisten zu einem Schlachtruf geworden, und er ist wohl der Schlüssel zu „Un chien andalou”.

Die Poesie eines Benjamin Péret und die Malerei eines Max Ernst gründeten sich damals auf die paradoxe und zusammenhanglose „Montage" verschiedener Figuren und Wörter. Bei diesen barocken Zusammenstellungen überließ man sich dem Unbewußten oder dem reinen Zufall. Man konnte sich auf das Absurde, auf die neuen Formen der poetischen Symbolik berufen. Es wurde später behauptet, daß der ganze Film psychoanalytisch zu interpretieren sei, zum Beispiel jene Episode, wo der Held eine Frau begehrt, sie umarmen will und davon zurückgehalten wird durch lange Stricke, an denen Kürbisse, zwei Seminaristen und ein mit verwesten Eseln gefülltes Klavier befestigt sind. Dieser Auslegung zufolge ließe sich die Allegorie in einem Satze erklären: Die Liebe (der Anlauf des Helden) und die Sexualität (die Kürbisse) sind gehemmt (die Stricke) durch religiöse Vorurteile (die Seminaristen) und die bürgerliche Erziehung (das Klavier und die verwesten Esel).

In Wirklichkeit hatten Bunuel und Dali, als sie das Szenarium verfaßten, nach überraschenden und absurden Requisiten gesucht, ohne daß sie ihnen einen symbolischen Sinn unterlegen wollten. Diese Suche nach verblüffenden, heftigen Effekten ist der primitiven Konzeption der „Kollision” bei Eisenstein verwandt. Beide Methoden haben einen gemeinsamen Ursprung in den ähnlichen Theorien verschiedener Avantgardisten.

(Aus G. Sadoul „Geschichte der Filmkunst")

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MC