Der Zeuge

Mittwoch, 31.5.2006 20:45  ! Programmkino Rex
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1969 erlebt der ungarische Film eine Sternstunde der politischen Satire: In spielerisch witzigem Ton verfolgt Péter Bacsó die ungewöhnliche Karriere des Damm-Arbeiters József Pelikán während der stalinistischen Rákosi-Ära. Pelikán wird dabei erwischt, wie er sein Hausschwein Desiree schlachtet und landet damit zum ersten von unzähligen Malen im Gefängnis. Aber schon bald ist er wieder auf freiem Fuß, wird erst Bademeister, später Wächter eines Vergnügungsparks bis er in einem Institut zur Erforschung von Orangen die allererste ungarische Orangenplantage ins Leben ruft. Orangen wachsen dort zwar keine, dafür "produziert" er eine Zitrone, die er den Pareiführenden mit den Worten "Sie ist zwar klein und bitter, dafür aber unsere eigene" präsentiert. Trotz der relativen kulturellen Entspannung der 1960er Jahre wurde Bacsós Film unmittelbar nach Abschluss der Produktion verboten und gelangte erst mehr als 10 Jahre später zu seiner ersten offiziellen Aufführung in Ungarn. Kritik und Publikum waren bei den Filmfestspielen in Cannes 1981 gleichermaßen begeistert, in Ungarn erreichte der Zeuge einen unvergleichlichen Kultstatus. Viele Textstellen aus dem Film, unter anderem die "Ungarische Orange", haben Ihren Weg in den allgemeinen Funduns an ungarischen Sprichwörtern gefunden.

JA