Schüsse aus dem Geigenkasten

Dienstag, 23.11.1982 20:00 Audimax
20:00 Schüsse aus dem Geigenkasten

Begleitheft Seminar WS 1982/1983:

Jerry Cotton, der Superkriminalist, zerschlägt eine gefährliche Bande und rettet seinem Chef die Stellung. Spannend und nervenerregend.
Die Handlung hat Tempo, die Musik reißt mit. So gefährlich die Lage für Cotton auch sein mag, ihm geschieht nichts. Unangeknackt übersteht er wüste Schlägereien, einen Autounfall, eine Explosion, und im entscheidenden Augenblick schießt er schneller. Mancher vergessene Gag (Schüsse aus dem Geigenkasten) kommt wieder zu Ehren. Immerhin ist die Geschichte geschickt zusammengemixt. Die Spannung bleibt durchgehend erhalten und überdeckt die Folge von Unwahrscheinlichkeiten. Erwachsene Filmbesucher mögen an diesem Kriminalabenteuer ihre Freude haben.
 
(Zitat: Filmdienst 1965 )
 
Wo bei James Bond 007 die nackte Gewalt um die Gunst des Publikums scharwenzelt, da sitzt beim einfältigen Nader-Cotton nur der nackte Schwachsinn hinter der tückisch gewöblten Stirn. Die Kamera hat ein Blinder vor strapazierten stock-shots dirigiert, das Drehbuch ein sprachlich zurückgebliebener, tolldreister Mensch gefertigt, und die Regie schließlich hat Umgelter, der Wenn-die-Connie-mit-dem-Peter-Regisseur, mit der ihm eigenen Dreistigkeit an sich gerissen.
 
(Zitat: Peter Schröder, Filmkritik 8, 1965)  
 
Die Dialoge sind platt und kommen nie über das groschenhefthafte ihrer Vorlage hinaus. Die Ausdruckslosigkeit des Hauptdarstellers verleiht der Figur des Jerry Cotton nie menschliche Tiefe; sein Charakter bleibt ohne menschliche Dimension. Er agiert wie Superman nach einer Gehirnwäsche.
Trotz aller dieser großen Mängel ist dieser Film eines der besten Negativ-Beispiele für ein Genre, dem die Spannung und die Dynamik enorme künstlerische Möglichkeiten bietet.