Programmheft WS 1962/1963:
Wege zum Ruhm, nach dem gleichnamigen Roman von Humphree Coob, ist der vierte Film des heute 33jährigen Stanley Kubrick. Wie dieser war sein erster Film ein Kriegsfilm, „Fear and Desire”. Der Londoner Kritiker Gavin Lambert nannte ihn „eine gewaltsame, unüberzeugende, wenngleich deutlich aufrichtige Antikriegsstory, einigermaßen beeinflußt von „A Walk in the sun” (Lewis Milestone, 1947).
Kubrick macht seine Filme außerhalb der Hollywood-Industrie, da er einen unabhängigen Produzenten gefunden hat. Auch seine Vorschule hat er als Außenseiter durchgemacht: in seinem vormaligen Beruf als Fotograf in New York und intensivem Studium vor der Kinoleinwand.
Seine nächsten Filme nach „Fear and Desire” waren „Killers Kiss” und der Kriminalfilm „The Killing”. Letzterer wurde der beste amerikanische Kriminalfilm seit John Hustons „Asphalt Jungle”, der 1949 gedreht wurde.
Der Film „Wege zum Ruhm” greift auf die Zeit des ersten Weltkrieges zurück! Das Geschehen verläuft in französischen Schützengräben und in der Generalsetappe im Jahr 1916, als der Stellungskrieg seinen ersten Höhepunkt erreichte. Kubrick begibt sich an die Schilderung sowohl des Stellungskampfes wie der Beweggründe der befehlshabenden Generalität. Er bezieht beide Schauplätze ein, weil er glaubt, so die Schuldigen am sinnlosen Massensterben fürs Vaterland finden zu können, nein, weil er die Schuldigen, wie er meint, bereits festgenagelt hat. Der Film dient nur insofern dazu, diese aufzufinden, als er sie in ihrer ganzen Monströsität zu zeichnen sich anstrengt: Generäle, denen das Leben ihrer Soldaten nicht, ihre Karriere aber alles bedeutet.
Im übrigen aber bleibt in „Wege zum Ruhm” die wahre Revolte aus. Zwar tritt der „Held”, Hauptmann Dax, entschieden für seine Leute ein, aber wir warten vergebens auf praktische Konsequenzen. Dieser Mann kann Furchtbares nicht nur nicht verhindern, er hat auch, wie er in den endlosen Unterredungen und seinem Plädoyer beweist, die richtigen radikalen Einsichten in das, was um ihn herum, und d. h. mit ihm selber geschieht. Aber er tut nichts.
Kubrick konstruiert zuviel an einem „Fall” und protokolliert zu wenig die Wirklichkeit
(Filmkritik)