
Seminarbegleitheft WS 1980/1981:
"Ride The High Country" gehört mit John Fords "Liberty Valance" zu jenen melancholischen Western, in den das heroische Zeitalter und die Frontier nur noch in der Erinnerung der Helden existieren. Die großen Konflikte mit den Indianern, der Goldrausch und auch die Spannungen zwischen Viehzüchtern und Farmern gehören unwiederbringlich der Vergangenheit an. In der neuen Welt wirken die beiden Helden wie noch lebende Fossilien. Ihr Auftrag, Goldbarren aus einem Gebirgslager in eine kalifornische Bank zu bringen wirkt wie ein Gleichnis zu der Geschichte des Westens: Der Weg von der Wildnis in die Zivilisation. Diesen Weg können unsere alternden Held aber nicht mehr gehen und somit bekommt der Film sein eigentliches Thema: Der Rückzug der alten Helden, die an der neuen Zeit scheitern.
Geblieben sind den beiden Helden nur noch die Erinnerungen einer Zeit in der sie geachtete Scharfschützen waren, der verblichene Ruhm und ein silberbeschlagener Sattel. Der Film, der erste der sogenannten "Spät-Western", ist dem Closing Of The Frontier, dem Ende der mythischen Grenze gewidmet und dem Alter. Dem Alter mit all seinen Schwächen wird sehr liebevoll begegnet, etwa wenn Steve (Joel McCrea), um den Vertrag mit der Bank zu studieren, auf die Toilette verschwindet und dort verschämt seine Brille hervorkramt; er ist es sich als dem Shootist von einst einfach schuldig. Ihre Unterhaltungen sind karg, denn von dem vielen was sie erlebt haben, blieben die Erinnerungen; ein Name, ein Stichwort genügt, und die beiden biegen sich vor Lachen oder sie versinken in melancholischer Meditation. In keiner Phase wird der Zuschauer zu den Hintergründen informiert, er bleibt ausgeschlossen. Lediglich durch lakonisch dargebotene Details wird die Vorstellung ihrer Kameradschaft erweckt; etwa, wenn die beiden sich in einer Scheune zum Schlafen niederlegen. Wortlos entledigen sie sich ihrer Kleidung, kein Wort fällt und die Hüte bleiben auf den Köpfen; übrig bleiben nur diese unsagbar lächerlichen Hemdhosen, die eine weiß, die andere knallrot. Doch weit mehr beeindruckt die Synchronität der Bewegungen.
Die ruhigen Passagen, basierend auf der Gelassenheit der gealterten Scharfschützen einer vergangenen Epoche, bestimmen den Rhythmus des Films. Sam Peckinpah gelingt es diese Geschichte mit wunderschönen Bildern einer herbstlichen Landschaft zu unterlegen; das Cinemascopeverfahren tut ein übriges. Aber auch bezeichnende Szenen, Szenen die die Vorstellung des, so könnte es einmal im Westen gewesen sein, integriert Peckinpah meisterhaft in den Western. Da sind die Trauungsszene im Bordell des Goldgräberlagers, wo das Mädchen angedeutet bekommt, was ihr von den Brüdern ihres Bräutigams droht; da ist die Begegnung mit dem Vater des Mädchens, einem Überpuritaner, zudem noch geizig und jähzornig. Vieles scheint beiläufig, doch es wird liebevoll ausgemalt. Immer wiederkehrend, in vielfacher Variation sieht man die Silouetten der Reiter. Reiter einer vergangenen mythischen Zeit, die niemals wiederkehrt, nur in den Bildern des Kinos, ohne das man weiß ob die Bilder wahr sind.