Jarhead

Dienstag, 28.11.2006 20:00 Audimax
0:00 Jarhead

Anthony Swofford war 1989 „dumm genug“ den Rekrutierungsvertrag zu unterschreiben. Nun wird ihm in der Ausbildung ebenso systematisch wie lächerlich die Persönlichkeit ausgetrieben und jeder Versuch unternommen seinen Verstand durch Muskelmasse zu ersetzen. Derart körperlich aufgeputscht und psychologisch konditioniert werden er und andere, die der nach Anpassung und Zähigkeit sortierende Auswahlprozess übrig ließ, einer Scharfschützen Einheit zugeordnet und nach Saudi Arabien geschickt.

Dort sollen sie völlig sinnlos Ölfelder bewachen, die Saddam wenn überhaupt eh nur mit Raketen angreifen würde, gegen die sie gar nichts tun könnten. Dann beginnt „endlich“ die Bodenoffensive und die bis dahin schon von der eintönigen Warterei frustrierten Soldaten ziehen begeistert in Feindesland der ersehnten Bewährungsprobe entgegen. Sie wird allerdings völlig anders aussehen und ganz andere Eigenschaften prüfen, als sich das irgendeiner von ihnen oder uns hätte vorstellen können.

Von der Ausbildung bis zum Einsatz gibt es dabei immer wieder Verhältnisse und Situationen zu bestaunen, die so bescheuert sind, daß man nicht anders als lachen kann. Das sorgt für emotionale Abwechslung und Momente der Entspannung, wenn sich die beim Zuschauen aufbauende Spannung löst, aber es hat nichts leichtfertig amüsantes. Denn obwohl man gerne mitmacht, bleibt einem nicht verborgen, daß es eine ganz bittere Art von Humor ist, die dabei ihre Lacher findet.

In ,American Beauty‘ zeigte uns der Brite Sam Mendes mit dem klaren Blick des Außenstehenden die Hölle im Alltag der amerikanischen Vorstadt. Hier zeigt er uns zum einen nach der autobiographischen Vorlage des Ex-Marine Swofford die grotesken Schrecken des ganz normalen Soldatenlebens aus der Innenansicht und danach ist es auch für Zivilisten leicht, sich vorzustellen, daß das Leben für jeden anderen Soldaten egal welcher Armee selbst im Frieden nicht wirklich amüsanter sein kann. Zum anderen zeigt er im übertragenen Sinne noch viel mehr die absurde Sinnlosigkeit des militärischen Prinzips sowohl in seinen institutionalisierten Organisationsformen als auch seiner politischen Anwendung.

So gesehen ist es weniger ein Anti-Kriegsfilm sondern eher ein Anti-Militarismus Film, der aus der persönlichen Perspektive des Einzelnen erkennbar macht mit welch kalkulierendem Zynismus die Führung ihre eigenen Leute buchstäblich in die Wüste schickt.


„Ungewöhnlicher Kriegsfilm über einen Trupp Marines im Golfkrieg – gänzlich unblutig, von hoher suggestiver Kraft und am Ende wahrhaft apokalyptisch.“ (Cinema)

„Verarbeitet den ersten Golf-Krieg der Jahre 1990/91 zu einem absurden ‚Platoon‘-Theater von Beckettschen Dimensionen.“ (Cinema)

„Er muß seine Leute darauf trimmen, in einer lebensgefährlichen Situation das Richtige zu tun und nicht die Kontrolle zu verlieren. Das geht nicht bei Erdbeerschnittchen und Sahne.“ (Jamie Foxx über seine Rolle)

„Mendes macht daraus einen Film voller übertrainierter, zu Tode gelangweilter, einsamer Männer, die mit ihrer aufgestauten Kraft nichts anzufangen wissen.“ (filmdienst)

„Entstanden ist ein Kriegsfilm der neuen Generation, der blankem Heroismus jede Gefolgschaft verweigert, aber im Unterschied zu Filmen der ‚Apocalypse Now‘-Ära eine gänzlich ideologiefreie Erzählhaltung einnimmt.“ (Cinema)

„Der Film ist deswegen nicht weniger effektiv, viele Szenen und Bilder bleiben nach dem Abspann hängen.“ (OUTNOW.ch)

„Jarhead ist aber auch eine kluge und für jeden nicht militärischen Zuschauer höchst befremdliche Betrachtung über die Umdeutung der Bilder.“ (Cinema)

"So ist ,Jarhead‘ ein gut gemachter, stimmiger Film, der trotz seines ernsten Themas viele witzige Momente mit sich bringt und die Aufmerksamkeit des Zuschauers über 125 Minuten problemlos halten kann.“ (OUTNOW.ch)

„Jarhead könnte dereinst als filmische Entsprechung dessen gelten, was ‚Apocalypse Now‘ für den Vietnam-Krieg bedeutete.“ (Cinema)

MS