Die Generallinie

Klavierbegleitung durch Uli Rügner

Dienstag, 17.1.1984 20:00  ! Köhlersaal
20:00 Die Generallinie

Programmheft WS 1960/1961:

Nach dem großen Erfolg von ‚Panzerkreuzer Potemkin’ bewilligte die Regierung Eisenstein alle Mittel und jede Freiheit für sein nächstes Projekt ‚Die Generallinie’. „Der Film handelt von dem ‚zähen Kampf eines Bauern gegen Aberglauben und Vorurteile bei der Errichtung eines Dorfkollektivs. Aber nicht der Bauer wurde dank seiner Pionierarbeit zum Helden des Films, sondern ein Milchseparator und ein Traktor. Eisenstein gab diesen im Grunde prosaischen Objekten dramatisches Leben. Er machte es zu einem atemberaubenden Ereignis, wenn der erste Milchstrahl aus dem Separatorrohr spritzt oder wenn der Traktor sich in Bewegung setzt." (Rune Waldekrenz „Das Buch vom Film")
„Er arbeitete vier Jahre daran, zerstörte das fast vollendete Werk, begann es von neuem und verbrauchte 100.000 Meter Rohfilm, um nur 2500 Meter davon zu behalten. Im Ausland wurde ‚Die Generallinie” in einer verstümmelten Version bekannt. Die Darstellung des Landlebens war schwierig für einen ‚Stadtmenschen’. Was die Form betrifft, so führte die, Montage der Kollisionen zu Metaaphern, die schwer verständlich oder naiv sind (Wasserspiele unterbrechen die Tätigkeit der Milchzentrifuge, Explosionen und Raketen sollen den Ausbruch eines Stiers symbolisieren). Trotz dieser Unvollkommenheit ist ‚Die Generallinie’ eine der größten Leistungen der zu Ende gehenden Stummfilmkunst. Die Prozession, die vergeblich Regen erfleht, der Traktor, der die Raine umpflügt, die Szene, die mit geradezu abstrakter Vollendung den von Staunen überwältigten Bauern die Arbeit der Milchzentrifuge offenbart, die ironische Zeichnung der Kulaken — das sind großartige filmische Leistungen. ‚Die Generallinie’ bedeutet eine Weiterentwicklung gegenüber der dokumentarischen Form des ‚Potemkin'. Zu der Meisterschaft von Montage und Bild‚ zu der Heftigkeit der Kollisionen kommt noch das Leitmotiv, die Abwandlung der Formen, der Kontrapunkt der Bilder, die reiche Metapher. Und die Entwicklung des individuellen Helden beginnt" (Georges Sadoul „Geschichte der Filrnkunst")