„Würden Sie glauben, daß Karl Moik über 30 Menschen für den BND getötet hat?“ (Cinema) Nicht mit seinen Sendungen sondern eigenhändig.
Keine Angst: in seinem Regiedebüt geht es George Clooney nicht darum, die alte Frage wieder aufzugreifen, wie viele Todesopfer der Musikantenstadl schon gefordert hat, aber daß das Fernsehen über Leichen geht, bleibt in seinem Film auch nicht unerwähnt. Die absurd anmutende Frage aus dem Eingangszitat stellten sich in einer abgewandelten Form 1982 einige Leser nach folgender Lektüre:
„Mein Name ist Charles Hirsch Barris. Ich habe Popsongs geschrieben. Ich war Fernsehproduzent. Ich bin für die Verschmutzung der Fernsehlandschaft mit hirnerweichendem und kindischem Entertainment verantwortlich. Außerdem habe ich 33 Menschen getötet.“ (Chuck Barris in seiner „unauthorisierten Autobiographie“)
Nun verzapfte Barris zwar keine Volksmusik, aber er hat mindestens so viele Sendungen gemacht, manche davon auch selbst produziert und einige erfunden, die selbst heute noch in verschiedenen Abwandlungen weltweit weiterflimmern (z.B. „Herzblatt“ und diverse Amateurwettbewerbsformate) In seinem Buch schilderte er dann ausführlich, wie zu Beginn seiner Karriere in den 60ern der CIA auf ihn zukam, um ihn als Killer für weltweite Einsätze zu engagieren, wofür manchmal sogar die Gewinnerreisen seiner Flirtkandidaten als Tarnung hergehalten hätten. Clooney zeigt in seinem zwischen Realsatire und Tragikomödie angesiedelten Debüt nicht nur die ebenso bezeichnende wie symbolhafte Unglaublichkeit dieser Konstellation, sondern mit viel Sinn für aberwitzige wie ernüchternde Situationen und Gespür für Ironie die schizophrene Doppelbödigkeit und identitätszersetzende Widersprüchlichkeit eines Lebens zwischen (Fernseh-)Öffentlichkeit, (Agenten-)Geheimnis und amerikanischer (Privat-)Biederkeit. Eine hervorragend diszipliniert und präzise aufspielende Starbesetzung und das Konstruktionstalent von Drehbuchgenie Kaufmann sorgen dafür, daß dieser gewagte Drahtseilakt zwischen Unterhaltung und Provokation ohne Absturz über die Leinwand geht und erstaunlich nachhaltige Wirkung zeigt.
„Die zwei Leben des Chuck Barris hat Hollywoodstar George Clooney in seinem Regiedebüt aufregend bebildert.“ (filmdienst)
„Chuck Barris, mit vielen Facetten großartig gespielt von Sam Rockwell, neigt zum Exzess, und die Bilder greifen diese Haltung auf. Clooney schildert Chucks Leben als Wahnsinnstrip.“ (filmdienst)
„Geschickt spielt er dabei mit Klischees und Übertreibungen, die mitunter gleich wieder gebrochen werden. Der Unterhaltungsaspekt ist dementsprechend hoch.“ (filmdienst)
„Vollblutmoderator und Teilzeitkiller: George Clooney verfilmt das skurrile DOPPELLEBEN des amerikanischen Showmasters Chuck Barris.“ (Cinema)
„Das Profil stimmt zweifellos: Chuck ist skrupellos, mit Hang zur Grausamkeit und praktisch ohne soziales Umfeld.“ (filmdienst)
„Von Zerrissenheit zu erzählen und sie selbst zu sein, ist in diesem Geständniss eins.“ (epd film)
„Die Wirklichkeitsebenen sind dabei manchmal kaum auseinander zu halten. Das Fernsehen erscheint als bunt schillernde und grausame Scheinwelt.“ (filmdienst)
„Im Vergleich dazu ist Clooneys Film zwar eine Komödie, aber eine bittere.“ (filmdienst)