Programmheft WS 92/93:
Fliegende Gabeln und Löffel, eine schwebende Braut, ein Haus fünf Meter über dem Erdboden, ein dressierter Truthahn - in Emir Kusturicas ("Papa ist auf Dienstreise") Film geschieht Geheimnisvolles, Mystisches, Wunderbares. Ein Grund dafür ist der junge Perhan, der in einer Zigeunersiedlung als Waise bei seiner Großmutter wohnt. Er beherrscht Telekinese, die er anfangs nur benutzt, um seine Freundin Azra mit kleinen Kunststücken zu unterhalten. Seine unzähligen Heiratsanträge jedoch scheitern immer wieder an Azras geldgieriger Mutter. Darum schließt er sich dem reichen Ahmed an und fährt nach Italien, wo dieser mit Babies handelt, Kinder betteln läßt und junge Mädchen auf den Strich schickt.
Der Film ist eine Hymne an das Leben, an die Lebenslust der Zigeuner. Kusturica beschwört eine vom Untergang bedrohte Zeit und Lebensform. Kein Film über Perhan, sondern einer wie Perhan — laut und chaotisch, magisch und märchenhaft, kitschig und brutal, pathetisch und illusionslos. Doch zuallererst eine sehr leise, stille und poetische Liebesgeschichte.
