Programmheft WS 93/94:
Der Anfang: Ein Bauarbeiter schmeißt seinen Job aus Ehrgefühl. Ein schwarzer Kommunalpolitiker putzt Klinken, um Unterstützung für den geplanten Schulfonds zu finden. Zwei Herumtreiber wollen sich ein paar Dollar mit einem krummen Ding verdienen. Bei einem kleinen Mittagessen werden Bestechungsgelder ausgehandelt.
Was folgt: Korruption und Intrigen, politische und wirtschaftliche Macht, die mehr oder weniger sichtbar die Fäden zieht, Bodenspekulation, Einbrüche, Brandstiftung, schikanierende Polizeistreifen, Rassenhaß, Feindschaften, Eifersucht, Familienbande, ein wenig Liebe und noch weniger Hoffnung - City of Hope?
Rund 40 Personen führt der Film zusammen, und fast jede davon hängt marionettengleich an irgendwelchen Fäden, die sie im Zaum halten und in bestimmte Richtungen bewegen.
Da ist der schwarze Stadtrat, der nicht nur im Rathaus, sondern auch innerhalb der schwarzen Gemeinde auf sich allein gestellt ist und lernen muß, daß man mit Prinzipientreue allein nicht zum Ziel kommt; da sind die beiden schwarzen Halbwüchsigen, die aus lauter Frust auf einen Weißen einprügeln - die weiße Polizeistreife prügelt gerne Schwarze; da ist der Schwachsinnige, der diesem Irrsinn einen Spiegel vorhält, wenn er die Geisteskrankheiten, die unsere Zivilisation so kennt, wie Sonderangebote im Supermarkt herunterleiert; da ist Nick, der Sohn des Baulöwen Joe, der desto mehr dagegenhält, je mehr sein Vater ihn protegiert. Dabei bekommt das düstere Meisterwerk virtuos alle Personen und Stränge in den Griff und verflechtet sie kunstvoll zu einem Mikrokosmos, in dem es kaum einen Hoffnungsschimmer gibt.
Ein absoluter Höhepunkt des letzten Kinojahres.
„John Sayles ist sich bei seiner siebten Regiearbeit treu geblieben und produziert weiterhin unabhängig von Hollywood. Der Lohn: ‚City of Hope‘ ist beispiellos. Formal wie inhaltlich gleichermaßen radikal, mutig und gelungen.“ (filmdienst)
„Ausnahmeerscheinung im Kino.“ (epd-film)




