The Snapper - Hilfe, ein Baby

Donnerstag, 27.10.1994 20:00 Audimax
20:00 The Snapper - Hilfe, ein Baby

Programmheft WS 1994/1995:

In Irland finden die Briten wieder zu sich. Vor drei Jahren überraschte Alan Parker («Angel Heart”, «Fame”, «Birdy») mit seinem furiosen «The Commitments”, nun kehrt Stephen Frears nach Werken wie «Gefährliche Liebschaften» und «Ein ganz normaler Held» wieder aus den USA auf die Insel zurück, wo er mit billigen, aber begeisternden Filmen wie «Mein wunderbarer Waschsalon”, «Samy und Rosie tun es» seine Karriere begründete. Hier schuf er nun für wenig Geld eine vor originellen Einfällen und trockenem Humor sprühende Komödie. Parallelen zwischen «The Commitments» und «The Snapper» sind nicht zufällig: Beide basieren auf Romanen des irischen Schriftstellers Roddy Doyle, der jeweils auch an den Drehbüchern beteiligt war. Doyle, von Hauptberuf Lehrer in Dublin, gewährt verblüffende Einblicke in die irische Volksseele. Seine Figuren sind frisch, witzig und originell und dabei immer menschlich: komplex, vielschichtig, voller Widersprüche. Bei Doyle meint man, dem Leben bei der Arbeit zuzuschauen - und Frears setzt das noch bei weitem genialer in Szene als Parker.

«The Snapper» ist die Geschichte der unverheirateten, zwanzigjährigen Sharon aus einer kinderreichen Arbeiterfamilie in einem Vorort Dublins, die schwanger wird, aber den Vater des Kindes verheimlicht und so für allerlei Turbulenzen und Krisen sorgt. Szenen vom Familienleben, Puzzlesteine, die sich zwar zu einem Ganzen fügen, aber nicht unbedingt zu einer geradlinigen Geschichte: Sharon, wie sie im Pub mit ihren Freundinnen die wahrscheinlich sexistischsten und männerfeindlichsten Gespräche der Filmgeschichte führt, ihr Vater, der am anderen Ende des Lokals mit seinen Kumpels Guinness schlürft und Neuigkeiten austauscht: Man hat das Gefühl, mitten im Leben zu sein, spontan und echt und ganz nah dran an all diesen wunderbaren Menschen - fast möchte man sagen: gar nicht wie im Kino.

«The Snapper ist Frears kleinster Film seit langem - und sein größter überhaupt.» (filmdienst)

«The Snapper ist ein selten gewordenes Kinoereignis. Ohne Bruch oder aufgesetzte Konstruktion gelingt Stephen Frears die wie beiläufig und selbstverständlich skizzierte Verzahnung von realistischer Alltagsbeschreibung, bewegendem Melodram und köstlich unterhaltender Komödie voller Menschen, die man liebgewinnt.» (epdfilm)