Yojimbo - Der Leibwächter

Dienstag, 7.2.1995 20:00 Audimax
20:00 Yojimbo - Der Leibwächter

Programmheft WS 1994/1995:

Ein umherziehender, herrenloser Samurai kommt in eine kleine japanische Stadt, die sich mitten in einem Bürgerkrieg befindet. Auf der einen Seite steht der Seidenhändler Tazaemon mit der Bande des Seibei, auf der anderen der Sakéfabrikant Tokuemon mit der Bande der Ushitora. Sanjuro bietet seine Dienste beiden Seiten an in der Hoffnung, rasch Geld zu verdienen. Überzeugt davon, daß sich beide Parteien gegenseitig umbringen werden, provoziert er sie zu Kampfhandlungen. Doch seine Intrige wird durchschaut.

Wem die Geschichte bekannt vorkommt, der wird wohl an Sergio Leones «Für eine Handvoll Dollar» denken.
Richtig: Die Handlung ist von Leone dermaßen eng an das japanische Samurai-Spektakel angelehnt, daß dessen Regisseur Akira Kurosawa («Ran”, «Rashomon”, «Kagemusha») die internationalen Gewinne aus dem Italo-Western zugesprochen wurden. Dabei kommt das Remake auch nicht im entferntesten an die Vorlage heran, wie schon «Die glorreichen Sieben» ein harmloser Abklatsch von Kurosawas «Die sieben Samurai» war. «Yojimbo» ist Kurosawas populärster und erfolgreichster Film — sowohl beim Publikum wie bei der Kritik. Brillante Kameraführung, ein Toshiro Mifune in seiner stärksten Rolle, ein intelligentes Drehbuch und Action, Action, Action: Zum Semesterende ein immer noch richtungsweisendes Meisterwerk der Filmgeschichte.

«Kurosawas Film war zum Zeitpunkt seines Entstehens eine einzige Ungeheuerlichkeit. Die moralischen Komponenten dermaßen radikal auf den Kopf zu stellen, das war vor allem für den deutschen Markt zu starker Tobak. Daß er zudem bei den brutalen Einzelheiten keine Rücksichtnahme bewies und Gewalt direkt und in ihrer vollen, gemeinen, abartigen Boshaftigkeit und Tödlichkeit zeigte, hatte zur Folge, daß er erst zwanzig Jahre später bei uns erstmals öffentlich vorgeführt wurde. Dabei sind die Mittel von Kurosawa so wesentlich wie nur irgendwie.
Die Musik: von Anfang an neugierig machend, reizend, Unruhe verbreitend. Die Kamera, die es perfekt versteht, Gefühle und Ideen in einfachen Bildsymbolen auszudrücken. Die Geräuschkulisse: Schon lange vor Leone & Co werden Staub und Wind, brüchige Hütten, Bretterverschläge und eine allgemeine bedrückende Enge zu Mitteln der Spannungs- und Gefühlssteigerung, der unheimlichen, atmosphärisch-empfindlichen Stimmung. Schließlich der Anti-Held Toshiro Mifune: seine kraftvolle Männlichkeit, sein beherrschtes und doch so explosives Spiel. [...] Der Meilenstein der Filmgeschichte.» (Filmtip)

«Sinnvoller und klüger habe ich die Breite des Cinema-Scope-Formats nicht verwendet gesehen. [...] Toshiro Mifune agiert hinreißend souverän. [..] Das Ganze vollzieht sich in einem unglaublichen Rhythmus, der sich im Finale zu einem atemberaubenden Tempo steigert.» (Süddeutsche Zeitung)