Nicotina

Mittwoch, 4.4.2007 20:45  ! Programmkino Rex
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Wenn erfahrene Filmjournalisten zu weit auseinanderdriftenden Vergleichen greifen und teilweise so unterschiedliche Beschreibungen wie unten angeführt von sich geben, dann ist ihre Verlegenheit ein recht zuverlässiges Anzeichen für die Originalität des Films - und da weder in Europa noch in Hollywood ein Übermaß daran herrscht, auf jeden Fall schon die halbe Miete für den Film. Die andere Hälfte besorgen ganz locker der schwarze Humor und die gewieften Dialoge.
Apropos Miete: die großstädtisch beengten Wohnverhältnisse könnten für einen schüchternen jungen Mann durchaus ihr Gutes haben, mit einer so schönen Nachbarin, doch für den dauerqualmenden IT-Crack Lolo beschränkt sich die Teilnahme am Liebesleben von Andrea auf die Bilder der heimlich von ihm installierten Webcams. Umso größer wird ihr Einfluss auf sein Leben, als sie durch eine Kette von (rauchenden) Ereignissen hinter ihre heimliche Prominenz kommt und wutentbrannnt seine Bude in Rauch aufgehen läßt.
Als nämlich versucht wird zu retten, was zu retten ist, kommen zwei Disks durcheinander, von denen eine als Auftragsarbeit für den eher klein- aber gerne groß-kriminellen Freund el Nene sein nächstes Treffen mit einem unnachgiebigen russischen Mafioso gehörig schief laufen lässt, was wiederum die Betreiber-Ehepaare einer Apotheke und eines Friseursalons in weitere, ebenso feurige wie erotische Verwicklungen hineinzieht.

"Mexikos Kino-Hit 2003 erinnert an 'Amores perros'" (Cinema)

"Man kann den Film bedenkenlos inhalieren, ohne zu husten." (epd film)

"Die Zigarette wird zum Running Gag und 'Hauptdarsteller'" (Cinema)

"In Hugo Rodriguez' turbulenter Gangsterballade erlebt ein kettenrauchender Computerhacker durch den Einbruch des wirklichen Lebens (in Gestalt einer Frau) eine Katastrophe nach der anderen." (epd film)

"Der Reiz des Films liegt darin, dass er die Geschichte fast in Realzeit erzählt: 93 Spielminuten stehen knapp zweieinhalb Stunden Handlungszeit gegenüber. Die Verdichtungen überbrückt die Inszenierung geschickt mit Split-Screen-Effekten, Jump-Cuts, Zeitraffer und Spin-Blenden." (filmdienst)

"In seiner visuell einfallsreichen Inszenierung erzählt Hugo Rodriguez nachvollziehbare Minidramen, in denen alle Figuren liebevoll beobachtet und trotz gelegentlicher Überzeichnung in ihren Motiven fassbar sind." (epd film)

"Von skurrilen Figuren und absurden Situationen getragene, pechschwarze Krimi-Komödie, die dank amüsanter Dialoge, liebevoller Genre-Zitate, einer stringenten Inszenierung und einem spielfreudigen Ensemble geschickt die Balance zwischen Spannung und makabrer Unterhaltung hält." (filmdienst)

MS