The Host

Donnerstag, 21.2.2008 20:00 Audimax
0:00 The Host

Manchmal gibt es sie. Die Filme, in die jede/r reingeht, meistens deswegen, weil sie eben auch fast allen etwas bieten können. Nein, nicht TITANIC, THE HOST. In Korea zumindest haben ihn noch viel mehr Leute gesehen und würde ihn bei uns auch jeder vierte Einwohner anschauen, dann wäre auch hier der Dampfer noch vor dem Eisberg versenkt. Wird nicht passieren, aber zumindest Ihr könnt noch rein und es lohnt sich. THE HOST bietet in der Tat so vieles, dass es schwer ist, ihn zu beschreiben.
In einer Nacht und Nebel Aktion kippen amerikanische GIs giftige Chemieabfälle in den hauptstädtischen Fluß Han. Sechs Jahre später steigt ein mutiertes Monster ans Ufer und beginnt mit der Menschenjagd. So weit, so klassisch. Nicht so klassisch ist, daß es den Umweltskandal wirklich gab und die nächsten Szenen nicht die anrückenden Streitkräfte auf der Jagd nach dem Monster zeigen, denn wegen der politischen Brisanz wird erstmal versucht, alles herunterzuspielen und aus „gesundheitlicher Vorsorge“ über alle Überlebenden und Zeugen eine Quarantäne verhängt; sondern eine ganz normal verrückte Familie (Opa, drei Geschwister), die auf der Trauerfeier für die angeblich gefressene Enkelin sich erst mal zusammenraufen muss, als auf einmal Vaters Handy klingelt.
Solche Momente skurrilen Humors, aber auch wohldosierter Schrecken, politische Satire, familiäre Dramatik und ein erstaunlich gelungenes Monstergeschöpf ergeben eine spannende Mischung aus packender Unterhaltung und erfrischend originellem Thrill, die sich niemand entgehen lassen sollte.
Solche Vielfalt begeistert,

„Überraschung des Monats: das erfrischend geradlinig in Szene gesetzte Monsterspektakel THE HOST beweist bravourös, dass südkoreanisches Kino mehr zu bieten hat, als kraftvoll-existenzialistische Dramen von Kim Ki-duk.“ (Cinema)

„Ein verblüffend reales CGI-Untier und politische Anspielungen machen dieses Monsterdrama zum Geheimtipp.“ (Cinema)


bringt aber auch mal einen professionellen Kritiker aus dem Konzept, der dann mit sich selbst nicht einig ist, von welcher Seite er den Film packen will.


„Südkoreas bislang größter Kinoerfolg sorgt für frischen Wind im Monsterfilm-Genre.“ (Cinema)

„Vor der Monsterattacke regiert bei Familie Park der normale Wahnsinn.“ (Cinema)

„So entpuppt sich das Horrorspektakel als skurriles Familiendrama.“ (Cinema)

„Doch die eigentliche Stärke des Films ist der polit-satirische Unterton.“ (Cinema)


Und, na klar, sieht das ein Kritiker von der Konkurrenz gaaanz anders.


„Im Kern erzählt THE HOST von einer Familie, die sich verloren hat und über eine äußere Bedrohung wieder zusammenfindet, allerdings nicht ohne Opfer.“ (filmdienst)

„Auch wenn es unangenehme Momente gibt und der Regisseur mit Schauer- und Ekeleffekten spielt, ist THE HOST zu keiner Zeit ein Horrorfilm.“ (filmdienst)

„THE HOST ist eine boshafte, ironische und intelligente Satire auf die koreanische Gegenwartsgesellschaft, eine frische 'comédie humaine', die ihresgleichen sucht.“ (filmdienst)


Und genauso selbstverständlich weiß ein dritter, dass das alles natürlich so nicht stimmt.


„Sicher hätte aus diesem Stoff unter der Regie eines Hollywood-Routiniers ein mainstreamtaugliches Popcornmovie entstehen können. Doch wenn man Bong Joon-hos Serienkillerfilm MEMORIES OF MURDER kennt, weiß man, wie weit sich der Regisseur in die Psyche seiner Protagonisten vorwagt.“ (epd Film)

„Der Film funktioniert so gut, weil er die Konventionen des Monsterfilms auf den Kopf stellt, ohne die Fans des Genres zu beleidigen.“ (epd Film)


Wie auch immer, er ist auf jeden Fall eine Entdeckung, also kommt und seht ihn Euch an. Danach wisst Ihr es besser, oder redet Euch die Köpfe heiß ;-)

MS