Dellamorte Dellamore

Dienstag, 16.6.2009 20:00 Audimax
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Das Leben des jungen Totengräbers Francesco Dellamorte und seinem etwas tumben Assistenten Gnaghi in dem italienischen Provinznest Buffalora ist zwar ein einsames, könnte aber auch nicht beschaulicher sein - wäre da nicht der Umstand, das dieser Friedhof nicht wie jeder andere ist: ein beigesetzter Leichnam entsteigt nach einigen Tagen als so genannte „Wiederkehrer“ wieder dem Grab.

Diesen mit Pistole per Kopfschuss oder notfalls auch Hacke Einhalt zu gebieten und dem untoten Treiben auf dem Friedhof damit ein unwiderrufliches Ende zu setzen, gehört zu Francescos und Gnaghis selbstverständlichen Aufgaben.

Francescos einsames Leben wird erst durchbrochen als er eine unbekannte Schönheit, die ihrem verstorbenen Ehemann die letzte Ehre erweist, trifft. Die Witwe scheint ebenfalls Gefallen am morbiden Charme Francescos zu finden, eine heiße Affäre bahnt sich an. Ihren Höhenpunkt erreicht diese auf dem Grab des verstorbenen Gatten, welcher just im unpassendsten Moment seinem Grab entsteigt. Dieser wird zwar postwendend von Francesco dorthin wieder zurückbefördert, nicht aber ohne zuvor der schönen Witwe eine tödliche Wunde verpasst zu haben. Was bleibt da Francesco und Gnaghi also weiter noch zu tun, als das Unvermeidliche abzuwarten und auch bei der Geliebten dafür Sorge zu tragen, dass auch diese den Weg alles Irdenen geht?

Zu allem Überfluss verunglückt auch noch ein Reisebus und die in Buffaloras kleinem Friedhof beigesetzten Opfer sorgen dafür, dass den Totengräbern langsam die Kontrolle entgleitet. Francescos Leben beginnt, immer albtraumhaftere Züge anzunehmen: Er erkennt seine tote Geliebte in immer neuen anderen Frauen wieder. Seine Annäherungsversuche jedoch scheitern auf drastische Weise. Diese und andere skurrile Bewandtnisse veranlassen Francesco, seiner Heimatstadt das erste Mal den Rücken zu kehren. Ein Unterfangen, das sich aber als unerwartet schwierig erweisen wird.

Ein mehr als ungewöhnlicher Film von Michele Soavi aus dem Jahre 1994, der den üblichen Genre-Rahmen sprengt: weder ein reiner Splatter- noch ein reiner Zombie-Film, mal sehr poetisch, mal surreal, mal grotesk, mal komisch... Ein Film über Lebende, die lieber tot sein möchten und Tote, die lieber lebendig wären und über all dem steht der Wunsch nach Liebe, geliebt werden und das Begehren. Klingt herrlich hochgestochen trifft aber dennoch den Kern der Sache. Auf alle Fälle ein sehenswerter Film, der sich für jeden Zuschauer anders erschließen wird.

TJ