Nurse Betty | Cecil B.

Die Nacht der amerikanischen Independents: mit "Nurse Betty" zunächst die wohl gelungendste Komödie des Kinojahres 2000, mit "Cecil B." anschließend John Waters ("Hairspray", "Serial Mum", "Pink Flamingos") neuester Streich.

Donnerstag, 29.11.2001 20:00 Audimax
0:00 Nurse Betty

Betty ist wohl der größte Fan der beliebten Ärztesoap "A Reason to Love". Kein Wunder, erfüllt sie doch fast alle Kriterien dieser Zielgruppe. Sie lebt in einem verschlafenem Kaff in Kansas, arbeitet als Kellnerin in einem drittklassigen Café und ihr Ehemann, nicht gerade die Liebenswürdigkeit in Person, ist der Prototyp eines Gebrauchtwagenhändlers. Bettys Leben könnte nicht trostloser sein.

Doch sie hat Glück. Ihr Mann betrügt seine Geschäftspartner, zwei Auftragskiller, und wird von diesen kurzerhand kalt gemacht. Betty, von den Killern unbemerkt, beobachtet den Mord an ihrem Mann und erleidet einen Schock. Von nun an glaubt sie, die Ex-Verlobte des umschwärmten Dr. David Revell zu sein und hält sich für eine Krankenschwester. Die Liebe zu einem Arzt verpflichtet eben. Die Leichenstarre ihres Mannes hat noch nicht mal eingesetzt, da befindet sich Betty bereits auf dem Weg nach L. A. zu Dr. Revell, um ihre alte Liebe ein wenig aufzufrischen und einen Job als Krankenschwester anzutreten.

Betty schwebt auf Wolke 7. Wäre Dr. Revell nicht die fiktive Hauptfigur von "A Reason to Love", die für Betty schockbedingt zur Realität wird, und wären nicht die Killer ihres Mannes und die Polizei hinter ihr her, die sich über die plötzliche Reiselust der nicht gerade trauernden Witwe wundern. Die irrwitzige Odyssee findet ihren Höhepunkt in L. A., wo Betty ihren vermeintlich Liebsten Dr. Revell alias George McCord ausfindig macht und für allerlei Verwirrung sorgt.

Eine schräge Independent Komödie mit einer liebenswürdig naiven Renée Zellweger, die bereits neben Tom Cruise in "Jerry Maguire" glänzte und vor kurzem in der britischen Verfilmung des Bestsellerromans "Bridget Jones ˆ Schokolade zum Frühstück" zum Brüllen komisch war. Völlig zurecht beim Filmfest in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet: eine grandiose, turbulente Komödie der Sonderklasse!

CZ
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Die Situation ist katastrophal. Im Land sprießen die Multiplexe, lieblose Abspulkästen für dumpfe KinoTubbies, die zwischen Fellini und Tortellini keinen Unterschied schmecken, während sich kein Schwanz für die Pasolini-Retro im Programmkino schert. Was tun? Man gründe eine Film-Guerilla-Truppe, die durch ein selbstauferlegtes, revolutionäres Zölibat zu allem bereit ist und stellt an deren Spitze einen durchgeknallten Undergroundfilmer (Stephen Dorff), dessen radikal-dokumentarisches Dogma darin gipfelt eine leicht über das Verfallsdatum hinaus lächelnde Diva (Melanie Griffith) zu kidnappen und mit ihr die Baltimorer Filmszene aufzumischen. Ein selbstzerstörerischer Trip ins cineastische Nirvana.

John Waters drehte diese Variation auf den von ihm mehrmals verfilmten Patty-Hearst-Stoff als Hommage, Parodie und Abgesang auf den scheißefressenden, establishment-zerschmetternden, anarcho-dilletantischen Undergroundfilm.

CZ

Schaut's Euch an oder versiecht im CinemaxX. Eintritt (egal, ob Ihr Euch einen oder beide Filme anschaut) 5,- DM.

MI / AR